Machbarkeitsstudie zu „Urlaub in Pfarrhäusern der Oberlausitz“ übergeben

Kirchen und Pfarrhäuser sind mit ihrer Geschichte touristisch und kulturhistorisch interessante Orte. Oft bleiben sie außer zu Gottesdiensten, Gemeinde- u. Kulturveranstaltungen ungenutzt, in vielen Pfarrhäusern wohnen keine Pfarrfamilien mehr.  Und doch sind sie – weil sie oft mit der Kirche und dem Friedhof ein in sich geschlossenes und ortsbildprägendes Ensemble bilden – gerade im ländlichen Raum besondere und wertvolle Orte. Vielmals ist ein solches Ensemble im unmittelbaren Ortskern, dem Zentrum des Dorfes, gelegen und damit identitätsstiftend für den Ort. Somit könnten Pfarrhäuser wie geschaffen sein für den wachsenden sanften Tourismus, der auf Langsamkeit und Nachhaltigkeit, Sinnhaftigkeit, Sinnlichkeit und Spiritualität zielt. Dies war die Ausgangshypothese für eine Machbarkeitsstudie zum „Urlaub in Pfarrhäusern der Oberlausitz“, welche nun am 5. Mai 2021 in einer Online-Veranstaltung symbolisch übergeben werden konnte.

Für diese Machbarkeitsstudie war im Oktober 2019 eine Kooperationsvereinbarung zwischen vier Partnern geschlossen worden. Neben dem Ev.-Luth. Kirchenbezirk Löbau Zittau (Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsens) und dem Ev. Kirchenkreis Schlesische Oberlausitz (Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz) haben sich die LEADER-Region Östliche Oberlausitz und die LEADER-Region Naturpark Zittauer Gebirge an der Kooperation beteiligt. Ziel der Kooperation war es zu prüfen, ob das aus Österreich stammende Konzept „Himmlisch Urlauben“ auch in der Oberlausitz implementiert werden kann. In der Diözese Graz-Seckau (Steiermark) wird mit diesem Konzept seit längerem der Urlaub im Pfarrhof mit der Möglichkeit der Teilhabe am kirchgemeindlichen Leben angeboten.

Im Rahmen der Machbarkeitsstudie wurde am Beispiel von sechs Pfarrhäusern (drei aus jeder Landeskirche) und den wiederum davon ausgewählten zwei Modellobjekten (eines aus jeder Landeskirche) exemplarisch untersucht, ob und unter welchen Voraussetzungen eine touristische Nutzung von teilweise bzw. gänzlich leerstehenden Pfarrhäusern sinnvoll und praktikabel ist. Die Studie wurde von dem Görlitzer Büro Basler & Hofmann Deutschland GmbH erarbeitet und im Oktober 2020 vorgelegt. Das Büro hat in der Machbarkeitsstudie eine wirtschaftliche Betreibung von Ferienwohnungen in den Pfarrhäusern für mehrere mögliche Szenarien untersucht. Dabei wurde bei den untersuchten Szenarien von unterschiedlichen, weiterhin anteilig möglichen kirchgemeindlichen Nutzungen bis hin zu einer vollständigen touristischen Nutzung ausgegangen. Die nun vorgelegten Ergebnisse zeigten jedoch, dass eine wirtschaftliche Machbarkeit erst mit einer größeren Anzahl an gemeinsam touristisch vermarkteten Pfarrhäusern gegeben wäre. Eine wesentliche Erkenntnis der Machbarkeitsstudie ist daher, dass es zunächst einer umfassenden Immobilienstrategie bedarf, die neue Nutzungen für Pfarrhäuser in den Blick nimmt und über den Einzelfall eines Pfarrhauses hinaus den weiteren Umgang mit leerstehenden Pfarrhäusern regelt. Die Teilnutzung von Pfarrhäusern in der Oberlausitz als Ferienwohnung sei nur eine Option, weitere Nutzungsmöglichkeiten und sich damit erschließende Potentiale  müssten daneben gestellt werden.

Um solche weiteren Nutzungsmöglichkeiten und Potentiale zu entdecken, bedürfe es einer strategischen und aufeinander abgestimmten Immobilienplanung für ein abgegrenztes regionales Gebiet, die sowohl finanzielle Rahmenbedingungen als auch regionale Infrastruktur-Konzepte berücksichtigt.

Dennoch sind sich die Kooperationspartner einig: „Mit dieser Machbarkeitsstudie ist es über landeskirchliche Grenzen und Zuständigkeiten hinaus gelungen, ein Thema gemeinsam zu bearbeiten. Das ist wiederholbar und fortsetzbar, bündelt Energien und setzt neue Perspektiven, Synergien und Potentiale frei.“, sagt die Referentin für Fördermittel und Fundraising der Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens, Dorothe Ehlig.

Die Übergabe der Studie war ursprünglich in der St. Peter & Paul-Kirche Hirschfelde in unmittelbarer Nähe zum Neißeradeweg an der deutsch-polnischen Grenze geplant.