Impuls zum Tag – 25. März 2020

Alle miteinander bekleidet euch mit Demut. (1.Petrus 5,5)

Dem Lehrtext für den heutigen Tag wird jeder zustimmen können. Wenngleich zutreffend, sind diese Worte jedoch fast profan banal. Es fehlt das Salz, das aufmerkende und heilsame Moment, welches im ganzen Vers deutlicher wird: „Desgleichen ihr Jüngeren, ordnet euch den Ältesten unter. Alle aber miteinander bekleidet euch mit Demut; denn Gott widersteht den Hochmütigen, aber den Demütigen gibt er Gnade.“
Dies lässt zusammenzucken, da es sich mit unseren meist beschaulichen und harmonischen Gottesbild beißt. Gott widersteht Menschen. Nicht Menschen allgemein, sondern den hochmütigen. Damit sind wir eingeladen zu einer Reflexion unserer Einstellung, denn stolz und arrogant sind gewiss nicht nur die anderen. Zugleich weist das Wort über eine menschlich-irdische Perspektive hinaus und auf eine Gott-Mensch-Beziehung hin. Gnade wird in Zusammenhang mit Demut gebracht zuerst gegenüber Gott und zugleich gegenüber unserem Nächsten.
Der normale Mensch will jedoch, dass sich alle anderen seinen eigenen Idealen unterordnen. Darauf deutet die heutige Losung hin: „Wie kehrt ihr alles um! Als ob der Ton dem Töpfer gleich wäre, dass das Werk spräche von seinem Meister: Er hat mich nicht gemacht! und ein Bildwerk spräche von seinem Bildner: Er versteht nichts! Jesaja 29,16“. Aber nicht Gott muss sich unseren Vorstellungen anpassen, sondern wir sollten unsere falschen Vorstellungen anhand Gottes Wort korrigieren. Das erachte ich für eine demütige Haltung.
Und mit Blick auf die Corona-Krise werden die Jüngeren heute erinnert, die sich gelegentlich für gesundheitlich stärker, internetaffiner und vernetzter halten (und meist auch sind), ihren Alltag inmitten der aktuellen Herausforderungen so demütig zu gestalten, dass reifere Semester geschützt, respektiert und unterstützt werden. Das Wort Gottes schiebt jedem Egoismus einen Riegel vor, ordnet und setzt Menschen in eine sinnvolle Beziehung und eröffnet den Blick für eine geistlich-ewige Dimension, die Sinn und Halt gibt, sowohl gestern, als auch heute und bis in alle Ewigkeit.

Pfarrer Martin Wappler, Siebenkirchen Dittelsdorf