Impuls zum Tag – 26. März 2020
Zuversicht
Im letzten Gesprächskreis, zu dem wir uns getroffen haben, bevor auch alle kirchlichen Zusammenkünfte untersagt wurden, haben wir ein Spiel gespielt, das geht so: Alle Mitspielenden denken sich einen Begriff zu einem großen gemeinsamen Oberthema. Jeder schreibt seinen Begriff auf einen Zettel. Dann werden die Zettel eingesammelt, gemischt und wieder verteilt, allerdings so, dass niemand seinen eigenen Zettel wiederbekommt. Dann tun sich die Mitspieler paarweise zusammen und beginnen eine gegenseitige Befragung, indem man sich in den Begriff auf seinem Zettel wie in eine Person hineinversetzt. Um es an einem Beispiel zu verdeutlichen:
F(ragender): Wie heißt Du denn?
A(ntwortender): Zuversicht.
F: Aha, wie alt bist Du denn, Zuversicht?
A: Och, ich bin schon ziemlich alt. Manchmal bin ich so alt, dass mich die Leute schon für tot halten. Manche kennen mich schon gar nicht mehr.
F: Oh, das macht dich bestimmt sehr traurig?
A: Naja – ja, das macht mich traurig. Eigentlich bin ich aber eine total Positive. Ich kann nämlich wachsen und ausstrahlen, man kann mich auch schöpfen und mich verbreiten, denn man kann mich sogar teilen. Ich denke auch, dass die Menschen meistens v.a. meinen Namen nicht mehr kennen. Die meisten wissen aber, wer ich bin.
F: Die Menschen – welche denn genau? Wo wohnst Du denn, Zuversicht?
A: Ich wohne überall dort, wo Menschen nach vorn schauen. Oder vielleicht sollte ich lieber sagen, nach oben. Ich bin überall dort zu Hause, wo Menschen ein festes Vertrauen auf eine positive Entwicklung in der Zukunft haben?
F: Ui, dann bist Du im Moment wohl obdachlos?
A: Nein, bin ich nicht. Ich bin jetzt hier und da rausgeflogen, da hast du recht. Aber andernorts bin ich mit offenen Armen empfangen worden. Manche haben mich hereingebeten, andere haben mich angefleht, zu ihnen zu kommen. Manche haben mich nicht wieder gehen lassen und einige haben mich ganz bereitwillig weitergegeben.
F: Hast Du eigentlich Familie, Zuversicht?
A: Ja, Glaube und Hoffnung sind meine Eltern. Lebensmut und Vertrauen sind meine großen Geschwister, Optimismus ist ein Onkel von mir und Heiterkeit eine Tante.
F: Ah ja, das sind ja alle ganz freundliche Verwandte. Sag mal, hast Du eigentlich ein Lebensmotto?
A: Klar! „Bei Gott ist mein Heil und meine Ehre, der Fels meiner Stärke, meine Zuversicht ist bei Gott“ (Ps 62,8).
Pfarrerin Friederike Hecker, Ebersbach