Wenn ich fliehen müsste, dann doch wohl zu einem Ort, der mir Schutz bietet. Der mir Schutz bietet, in meiner Not. Wo ich davon ausgehen kann, dass dieser Ort hält, was sein Name verspricht.

Eltern sollten ihren Kindern diesen Schutzraum bieten. Ich kann nur allen Menschen-Kindern diese Erfahrung von Herzen wünschen.

Aber was ist mit den anderen Menschen in Not, auf der Flucht oder Bedrängnis. In der heutigen Losung lesen wir:

Sei mir ein starker Hort, dahin ich immer fliehen kann, der du zugesagt hast, mir zu helfen. Psalm 71,3:

Wir verwenden heute das Wort Hort vor allem im Zusammenhang mit Schul-Hort. Übersetzt bedeutet Hort– Obdach, Zufluchtsort, bzw. es ist ein Ort, Institution, eine Person gemeint, die einem Bedürftigen, Schwachen einen besonderen Schutz gewährt.

Der Psalmbeter wendet sich in großer Not an Gott, der zugesagt hat, zu helfen. Was für eine vertraute und bergende Erfahrung muss hinter diesen Sätzen stehen. Fast fordernd bringt der Beter die Bitte zum Ausdruck …der du zugesagt hast, mir zu helfen. Als wenn er sich diesen Schutz einklagen könnte. Gott hat es ja selbst versprochen, ein starker Hort zu sein. Das ist doch „christliches“ Menschenrecht für mich!

Dabei habe auch ich diese Erfahrung gemacht, (wenn ich offene Augen und Ohren hatte) dass Gott mir diesen Hort rückblickend geschenkt hat. Aber diese Zusage gilt nicht nur für mich allein. Zu schnell beanspruchen wir diesen Hort vor allem für uns selbst?

Biete ich selbst Menschen, die auf der Flucht, in Not geraten sind, einen Hort? Delegieren wir nicht zu schnell die Verantwortung an Andere weiter, die schon von ihrer Profession her dafür pflichtgemäß zuständig sind, anderen und mir einen Hort zu bieten; der Staat, die Polizei, die Diakonie, Gott.

Wenn ich selbst dankbar mich an meine Hort–Erfahrungen erinnern kann, werde ich vielleicht eher bereit sein, meinen Mitmenschen einen Hort zu bieten.

Eine kleine Erinnerungsaufgabe für den heutigen Tag: Was war meine eindrücklichste Hort-Erfahrung im letzten Jahr? Wem möchte ich dafür Danke sagen!

Tobias Richter