2024-03-24 – Judika
15 Millionen SMS-Nachrichten. 4,5 Millionen Flugblätter. 45 000 Telefonanrufe. Gewaltige Zahlen! Sind es nervige Werbeanrufe und Reklamezettel, die umgehend in der Papiertonne landen?
Nein! Es handelt sich um insgesamt 19Millionen 545Tausend Versuche, das Leben von Familien vor dem Tod zu bewahren. Und dies ist nur ein kleiner Ausschnitt von dem, was eine Armee unternimmt, damit Menschen nicht zu Schaden kommen. Sie werden gewarnt, weil sie sich in einer Schusslinie befinden. Sie werden aufgefordert, sich für eine Zeit an einen anderen sicheren Ort zu begeben. Wer warnt? Es warnt die Armee Israels die Zivilbevölkerung im Gazastreifen. Das ist genau die Armee und der Staat, der wegen Völkermord vor dem internationalen Gerichtshof angeklagt wurde und denen leider auch in Deutschland ein „Vernichtungsfeldzug“ unterstellt wird. Solches ist eine unerträgliche Verdrehung von Tatsachen, denn die Armee Israels setzt bei ihrer Operation im Gazastreifen viele Maßnahmen ein, um Schaden von der Zivilbevölkerung abzuwenden.
Der letzte Sonntag trug den kirchlichen Namen „Judika“, abgeleitet vom Beginn eines alten jüdischen Gebetes: „Gott, schaffe mir Recht!“ (Psalm 43, 1) Es wird mir mulmig bei dem Gedanken, dass die Beter in Israel den ewigen Gott anrufen, weil sie hier auf Erden von allen Seiten zu Unrecht beschuldigt werden. Gott ist ein unbestechlicher Richter, vor dem alle Tatsachen offen liegen. Wer Israel zu Unrecht anklagt, schadet sich selbst und wird sich dafür vor der höchsten Autorität verantworten müssen. Es ist nötig, dass wir uns vielseitig informieren. Mir hilft z. B. der tägliche Podcast von Arye Sharuz Shalicar, um meinen Horizont über die Faktenlage im Nahen Osten zu erweitern, um vor Fehlurteilen bewahrt zu bleiben.
„Wort zum Sonntag“, von Karin Baudach, Pfarrerin im Kirchspiel Oberes Spreetal, veröffentlicht in der Sächsischen Zeitung vom 23./24. März 2024.