2024-09-08 – Einfacher!
Es könnte so einfach sein. Wenn wir Marienkäfer wären. Dann wäre unsere Bestimmung nur: rumfliegen, Blattläuse fressen, Babykäfer machen. Biologisch Interessierte werfen mir jetzt wahrscheinlich zu Recht vor, dass das Marienkäferleben durchaus vielfältiger ist. Und das stimmt natürlich. Aus mir spricht ja auch nicht der Käferfreund. Sondern der Teil in mir, der sich nach dem einfachen Leben sehnt. Nicht zu viele Anforderungen, die an mich gestellt werden. Einfache Aufgaben, die aber ausreichen zum Überleben. Vor der komplexen Gesellschaft ins minimalistische Tiny House fliehen. Ich ertappe mich des öfteren bei solchen Gedanken. Die Sehnsucht nach dem einfachen Leben: manchmal ist sie sehr stark in mir. Aber egal, ob es ein Wunsch ist, der nie in Erfüllung geht – oder ich ihn bloß noch nicht richtig angepackt habe: zurzeit bin ich noch eingespannt in das Netz aus Geschäftigkeit und in die Anforderungen, die an mir zerren.
„Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und seiner Gerechtigkeit, so wird euch das alles zufallen“, sagt Jesus.
Und in mir klingt gleichermaßen der Wunsch danach an, nur nach dem Reich Gottes zu streben und den Rest in großem Gottvertrauen auf mich zukommen zu lassen – als auch der Schmerz, dass ich das oft genug nicht kann: mich beschränken. Die Sorgen außen vor lassen – und mich ganz in Gottes Hände fallen zu lassen.
Na ja, aber ich übe immerhin. Schließlich hat diese Sehnsucht einen Ankerpunkt: das Reich Gottes ist angebrochen. In Jesus. Und das ist nicht nichts, sondern weltbewegend!
Und manchmal klappt es ja auch: sich in Gott geborgen zu fühlen und Welt und Leben so zu nehmen, wie es kommt. Und manchmal gibt es diese Momente, wo man sich sagt: Wird schon… Und dann wird es wirklich wunderbar.
Mehr davon! Das wäre gut. Das ist mein Wunsch für diese Woche – auch für Sie, liebe Leserinnen und Leser.
„Wort zum Sonntag“, von Dr. Thomas Jäger, Pfarrer in der Kirchgemeinde Oderwitz-Mittelherwigsdorf , veröffentlicht in der Sächsischen Zeitung vom 7./8. September 2024.