2025-07-20 – Auszeit vom Alltag

Heute beginnt mein Urlaub. Zuletzt habe ich die Tage bis dahin gezählt. Irgendwie brauche ich mal wieder eine Auszeit zum Auftanken. Dabei ist unser letzter Kurzurlaub noch gar nicht so lange her. Viele Familien in Deutschland tendieren heutzutage zum Kurzurlaub. Lieber mehrmals im Jahr für ein paar Tage rauskommen als sich mit einen einzigen mehrwöchigen Urlaub zu begnügen. Wussten Sie, dass der große Sommerurlaub der Deutschen im Durchschnitt 13 Tage dauert und vorzugsweise am Meer verbracht wird, gefolgt von Städtereisen.

Warum verreisen wir so gern? Zum einen aus Neugier auf andere Landschaften, neue Orte, fremdes Essen und einen unbekannten „Schlag“ Menschen. Zum anderen sehnen wir uns nach einem Tapetenwechsel und einer Unterbrechung unseres gewohnten Alltags. Somit lastet ein hoher Erwartungsdruck auf dem Urlaub: Der eine will sich mehr bewegen und etwas für die eigene Gesundheit tun. Der andere freut sich auf mehr gemeinsame Zeit mit der Familie und will die Natur erkunden. Viele nehmen sich vor, ein gutes Buch zu lesen. Etwas von der Welt sehen und Kultur genießen, das alles trägt zur Erholung bei. Doch, kann man im Urlaub das nachholen, was man das ganze Jahr vermisst hat?

Ruhe ist wohl eher eine Frage der Lebenseinstellung. Wer im Alltag meist gestresst ist, wird den Stress auch im Urlaub nur schwerlich los. Wer einen vollen Terminkalender braucht, macht sich auch im Urlaub ein tagfüllendes Programm. Um Ruhe zu haben, muss man erst einmal Ruhe finden.

Ein wöchentlicher Ruhetag als Auszeit vom Alltag ist übrigens ein Geschenk des Gottes Israels an sein Volk. Vor knapp 3000 Jahren haben fromme Juden einen solchen Tag daraufhin eingeführt: „Sechs Tage sollst du arbeiten und all deine Arbeit tun; der siebte Tag aber ist ein Sabbat für den Herrn, deinen Gott.“ (2. Mose 20,9-10a – ZB). Das Sabbatgebot war in der antiken Welt eine Revolution: Ein gemeinsamer öffentlicher Tag der Ruhe für alle nach sechs Arbeitstagen. Eine Auszeit, eine Unterbrechung des Alltags, ein Tag der Muße. Daran können wir uns im Urlaub wie im Alltag orientieren. Das entlastet den Druck auf den Urlaub – der Urlaub schafft kein Paradies – und hilft beim Einüben in Zeiten des Nichtarbeitens – damit Gott in uns arbeiten kann. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen Auszeiten auch über den Urlaub hinaus!

Gastbeitrag in der SZ-Kolumne „Um Himmels willen“ von Pfarrerin Dr. Ines Mory, Krankenhausseelsorgerin in Großschweidnitz in der Wochenendausgabe vom 19./20. Juli 2025.