2025-09-21 – Daran denke ich gern

Ich denke heute an Kinder, die morgens zur Schule gehen – und statt eines freundlichen Wortes oder einer Umarmung zu Hause nur Schweigen oder Leere finden. Kinder ohne die Erfahrung wertgeschätzt zu sein ohne Bedingungen. Kinder, die sich wünschen: „Ich möchte heute, dass mich jemand sieht.“

Solche Kinder tragen eine unsichtbare Last. Sie hoffen auf Bestätigung, auf ein Ja, auf einen festen Boden. Aber oft bleibt dieser Boden weich – weil Eltern überfordert sind oder gar nicht da sind. Andere Angehörige nicht wissen, wie sie Liebe und Unterstützung geben sollen.

Was ist da das Gute, von dem der Sänger des Psalms singt? „Lobe den Herrn, meine Seele! Und vergiss nicht das Gute, das er für dich getan hat!“  Es ist das Gute, das nicht von Eltern allein abhängt. Es ist Gottes Gegenwart im Alltag – in einem verständnisvollen Blick einer Lehrerin, in der Begegnung mit Freunden, in einem kleinen Wort: „Gut, dass du bist.“ Es ist diese Kraft, die deutlich macht, Du bist nicht allein – egal wie es sich gerade anfühlt.

Das Gute zu vergessen, was wir bereits erfahren durften, macht uns innerlich ärmer. Sich an Momente zu erinnern, in denen uns jemand gehalten hat, auch nur ganz still, lässt dagegen Hoffnung wachsen. Vielleicht kann es ja doch gut werden, auch wenn gerade nicht alles perfekt ist.

Wir dürfen als Gemeinschaft jene sein, die sehen, zuhören, Halt geben und unterstützen: Verwandte, Lehrerinnen und Lehrer, Freundinnen und Freunde. Gerade für Kinder, die wenig Unterstützung erleben, können wir Brücken sein. Ein Lächeln, ein Wort, ein Zuhören und konkrete Unterstützung – sind Wege, in denen Gottes sanfte Kraft sichtbar werden kann.

So lade ich Sie ein: Schauen Sie zurück! Auf das Gute, das Ihnen geschenkt worden ist – nicht aus Leistung oder Pflicht. Sondern aus Freundlichkeit, Liebe und Zuwendung. Und wenn Sie etwas von diesen guten Geschenken spüren – dann lassen Sie es weiterfließen.

Gastbeitrag in der SZ-Kolumne „Um Himmels willen“ von Bezirkskatechet Michael Eichhorn in der Wochenendausgabe vom 20./21. September 2025.