„Wer staunen kann, gehört zu den Gesegneten dieser Erde“,
19. Dezember 2025
… formuliert Manfred Hausmann.
Die Heimlichkeit der Vorbereitungen, das Knistern der Erwartung, die Vorfreude, eine Freude zu bereiten, die Freude, beschenkt zu werden; Kinder erleben das alles unmittelbar. Erinnern Sie sich?
Das kindliche Staunen öffnet das Herz und macht empfänglich für das Besondere. Es lädt uns Erwachsene ein, neu zum Staunen zu kommen – gerade in einer Welt, die sich als „entzaubert“ gibt, in der vieles erklärt, berechnet und funktionalisiert wird. Die ZEIT schrieb in dieser Woche, dass Staunen nicht nur Kindern vorbehalten ist: Es macht klüger, gesünder und öffnet für neue Perspektiven (Die ZEIT, Nr. 54: Die Kraft des Staunens). Staunen ist also eine Kraft, die uns verwandelt und uns über uns selbst hinausführt.
In diesen Tagen dekorieren und singen wir, üben Krippenspiele und bereiten Festgottesdienste vor, werden das Festessen und die Bescherung genießen… Eine tiefe Sehnsucht äußert sich, staunen zu können. Und doch: Das eigentliche Staunen lässt sich in unseren Begegnungen nicht herbeiführen. Es kann ausbleiben. Oder es kommt über uns, entsteht in uns, wird empfangen, nicht gemacht.
Ja, Fleiß und Anspruch auf Qualität sind wertvoll, bringen Wertschätzung zum Ausdruck. Doch das Staunen ereignet sich, vielleicht anders als geplant.
In gleicher Weise ist die Nähe Gottes unverfügbar. Wir können, ja sollen sie suchen. Und doch überrascht er uns und wird uns zum Staunen bringen.
Die Hirten von Bethlehem hören die Botschaft; sie sehen das Kind; sie staunen. Dieses Staunen bleibt nicht stumm – es wird zum Lob Gottes: Und die Hirten kehrten wieder um, priesen und lobten Gott für alles, was sie gehört und gesehen hatten (Lukas 2,20). Staunen ist nicht nur ein Gefühl, sondern eine Bewegung, die uns verwandelt und zum Segen führt.
In ihrer Lebens- und Glaubensgeschichte erzählen Menschen häufig, wie erste zaghafte Versuche zu beten, zu vertrauen mit tiefen Erfahrungen der Nähe Gottes verbunden sind. Sie ereignet sich. Gott kommt nahe. Und wir können „nur“ staunen.
Bei aller Vertrautheit, die wächst, und Fremdheit, die bleibt, brauchen unsere Beziehungen Verlässlichkeit, Neugier und die Erfahrung des Staunens. In diesem Sinne wünsche ich uns gereifte Kinderaugen, in denen der Glanz des Staunens über erfahrene Liebe und Wertschätzung widerstrahlt – in unseren Familien, Freundschaften und Nachbarschaften, in dem, wie uns unser Schöpfer durch den Heiligen Geist in Jesus Christus begegnet, in der Gemeinschaft der Pfarrerinnen und Pfarrer, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, in der wir leben und unseren Dienst tun.
Auf die ersten Monate meines Dienstes in unserem Kirchenbezirk blicke ich zurück und habe erstaunliche Begegnungen, Gespräche, Erzählungen vor Augen. Ich bin überaus dankbar über das, was ich im Einzelnen von Ihrem Dienst und Leben erfahren durfte und freue mich auf Begegnungen, die für das neue Jahr in den Blick kommen.
Ich danke Ihnen und wünsche Ihnen gesegnete Advents- und Weihnachtstage, auch Zeiten der Entspannung, Erholung, Freude und das Geschenk des Staunens über die Nähe Gottes und seine unfassbare Liebe zu Ihnen
Ihr
gez. Raik Fourestier, Superintendent