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Impuls zum Tag – 09. April 2020


9. April 2020

Heute Abend feiern wir ein Mahl zum Gedächtnis an ein Mahl, zu dem sich die Jünger Jesu vor ca. 2000 Jahren zum Gedächtnis an ein Mahl versammelten, welches die Israeliten vor vermutlich ca. 5000 Jahren erstmals zu sich nahmen, weil etwas aus dem Gedächtnis verschwunden war, was wiederum mit der Lebensnotwendigkeit von Essen und Trinken zu tun hat.

In diesem komplexen Geschehen begleitet uns der Tagesspruch zum Gründonnerstag aus dem Psalm 111:
Er hat ein Gedächtnis gestiftet seiner Wunder, der gnädige und barmherzige Herr.

Doch der Reihe nach – in aller Kürze: Es herrschte große Hungersnot, unter der auch Jakob und seine 11 verbliebenen Söhne litten. Sie wurden in Ägypten aufgenommen. Dort war der 12. Sohn Jakobs, er hieß Josef, der einige Jahre vorher von seinen Brüdern als Sklave verkauft worden war, zum zweithöchsten Mann im Staat aufgestiegen. Er hatte in der Zeit des Überflusses vorgesorgt.

Dieser Gaststatus der Familie Jakobs und seiner Nachkommen ging im Laufe der Zeit in Ägypten verloren. Die Israeliten lebten zunehmend unter sklavenähnlichen Bedingungen. Kurz vor Ihrem Auszug aus Ägypten in die Freiheit stärkten sich die Israeliten mit einem Mahl, dass sie heute noch als Passahmahl feiern.

Dieses Mahl feierten auch die Jünger Jesu. Durch die Worte Jesu „mein Leib für euch gegeben – mein Blut für euch vergossen“ erhielt es eine ganz neue Bedeutung. Es war das letzte Mahl, das Jesus mit seinen Jüngern feierte. Wir erinnern uns als Christen mit dem Abendmahl daran.

Mit jedem dieser Ereignisse ist ein Wunder des gnädigen und barmherzigen Gottes verbunden, dass immer wieder erweitert wird. Er schenkt Leben und bewahrt die Familie Jakobs vor dem Hungertod. Er schenkt seinem Volk Leben in Freiheit. Und er befreit seine ganze Schöpfung von der Macht der Sünde und des Todes.

Heute Abend erinnern wir uns an die Einsetzung des Abendmahls. Dabei sind wir in einer Situation, wo wir nach der Balance zwischen Freiheit und Verantwortung, zwischen freier individueller Entfaltung und Rücksichtnahme auf unseren Nächsten suchen.
Den eigenen Bruder als Sklaven zu verkaufen, ein ganzes Volk zu versklaven, einen Unschuldigen zum Tod zu verurteilen und hinzurichten, zeigt, wie verantwortungslos menschliches Handeln sein kann.
Die Brüder Jakobs nicht verhungern zu lassen, das Volk Israels aus der unverschuldeten Sklaverei zu befreien, und sich selbst in Jesus Christus menschlicher Gewalt auszuliefern, zeigt, wie gnädig und barmherzig unser Gott ist.
Heute Abend können wir uns diese Wunder ins Gedächtnis rufen. Dankbar können wir sein, dass Gott uns einen derartigen Wohlstand gegeben hat, der es uns ermöglicht in der gegenwärtigen Form durch diese weltweite Krise zu kommen. Dankbar können wir sein, das es Menschen gibt, die, wie Josef, Verantwortung übernehmen, damit in der Zeit der Not möglichst wenig Menschen leiden. Dankbar können wir sein, dass wir trotz der Einschränkungen in einer großen von Gott geschenkten Freiheit leben, miteinander diskutieren können und nicht der Willkür und Ignoranz einzelner Herrscher ausgeliefert sind.
In unser Gedächtnis können wir alle einschließen, die unter Krankheit und Tod, unter Stress oder der Suche nach einem Lebenssinn, unter unwürdigen Bedingungen, Not und Gewalt leiden. Und dort, wo es uns möglich ist, können wir Hilfe leisten.

So können wir diesen Abend in der Gewissheit feiern, dass wir untereinander im Glauben an den gnädigen und barmherzigen Gott verbunden sind, und dass dieser Gott einem jeden von uns ganz nahe ist.

Wenn Sie mögen, können sie singen oder beten:
Das sollt ihr, Jesu Jünger, nie vergessen:
wir sind, die wir von einem Brote essen,
aus einem Kelche trinken, Jesu Glieder,
Schwestern und Brüder.
Wenn wir in Frieden beieinander wohnten,
Gebeugte stärkten und die Schwachen schonten,
dann würden wir den letzten heilgen Willen
des Herrn erfüllen.
Ach dazu müsse deine Lieb uns dringen!
Du wollest, Herr, dies große Werk vollbringen,
dass unter einem Hirten eine Herde
aus allen werde.
(Evangelisches Gesangbuch Nr. 221)

Herzlichst Christian Kühne, Kirchenmusikdirektor