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Impuls zum Tag – 12. April 2020 – Ostersonntag


12. April 2020

Im vergangenen Sommer waren mein Mann und ich im Nationalpark Hohe Tauern in Österreich. Beim Wandern ließen sich neben wunderschönen Aussichten noch andere Schätze finden: Bergkristalle und Smaragde. An ein Erlebnis erinnere ich mich: Vom Gehen schon müde, machten wir Rast. Mein Mann lag auf spärlichem Gras und genoss die Sonne. Ich hingegen war im Flussbett auf Schatzsuche. Und dann entdeckte ich ihn: einen großen Bergkristall, eingeschlossen in einen noch größeren Stein. Sofort fing ich an, am Stein zu rütteln. Ich wollte den Kristall unbedingt herausbrechen. Mein Mann amüsierte sich köstlich. Denn es war von Anfang an klar: Ich konnte weder den großen Stein aus dem Flussbett ziehen noch den Kristall vom Stein lösen. Und so brachen wir nach einer Stunde wieder auf: der eine lachend, die andere enttäuscht.

So sind mir die Worte aus dem Markusevangelium zum Osterfest sehr nahe:
Maria Magdalena und Maria, die Mutter des Jakobus, und Salome kamen zum Grab am ersten Tag der Woche, sehr früh, als die Sonne aufging. Und sie sprachen untereinander: Wer wälzt uns den Stein von des Grabes Tür? Und sie sahen hin und wurden gewahr, dass der Stein weggewälzt war.

Drei Gedanken zum Text sind mir wichtig geworden:

  1. Nicht allein unterwegs sein macht stark.

Die Frauen sind früh am Morgen unterwegs. Zu dritt wagen sie sich hinaus aus den Häusern, denn der Weg zum Grab ist gefährlich. Was ist, wenn sie aufgehalten und kontrolliert werden? Was werden sie den Soldaten antworten, wenn sie nach dem Grund des Ausflugs fragen?
In der zurückliegenden Woche haben wir alle Post vom Ministerpräsidenten bekommen. Wir bestehen die Krise gemeinsam, so schreibt Michael Kretschmer.
Und so ist es in der Tat. „Gemeinsam“ ist nicht nur in der gegenwärtigen Situation ein zentrales Wort, sondern immer schon. Auch beim Gang hin zum Osterwunder. Von „gemeinsam“ kommt „Gemeinde“!

  1. Es gibt Steine, die können von uns nicht bewegt werden.

Grabhöhlen wurden zur Zeit Jesu mit großen, runden Steinen verschlossen. Sie konnten – wenn viele halfen – weggerollt werden. Denn die Grabhöhlen waren in Familienbesitz. Man brauchte diese immer wieder für Bestattungen.
Als die Frauen zum Grab gehen, haben sie eine Vorstellung davon, wie groß und wie schwer der Stein ist. Sie wissen, dass ihre Kraft allein nicht reichen wird. Wer wird helfen?
In der biblischen Erzählung hilft Gott. Und das ist sehr realistisch. Denn wir kennen Situationen, die aus eigener Kraft nicht zu bewältigen sind, wo auch das Menschenmögliche nicht reicht. Und dann – wie durch ein Wunder – gibt es eine Lösung, und Wege sind da.

  1. Hin-Sehen macht sehend.

Der Text erzählt, dass die Frauen auf dem Weg Probleme wälzen: Wie wird es sein am Grab? Wer hilft? Macht der Weg überhaupt Sinn, wenn das Ergebnis so ungewiss ist?
Der Text erzählt auch davon, dass die Frauen nicht die Augen verschließen vor dem, was geschehen ist. Sie setzen sich ihrer Trauer, ihren verlorenen Träumen, auch ihrem Zorn aus. Wie kann Gott so etwas zulassen? Was bleibt uns denn jetzt noch?
Am Grab dann aber ein Innehalten und ein Staunen, auch ein Erschrecken. Denn sie finden nicht, was sie erwartet haben. Ihnen begegnet Unerwartetes.
Noch gehen ihnen nicht die Augen auf. Aber sie nehmen wahr, dass da etwas anders ist. Sie können es sehen, weil sie nicht die Augen verschließen vor dem, was sich ereignet.

Übrigens:
Mein Mann hat mir am Ende des Urlaubs im Museum einen kleinen Bergkristall gekauft. So hat er dafür gesorgt, dass Dinge gut werden und auch ich lachen kann.
Und ein anderer – Gott – sorgt dafür, dass Steine in unserem Leben bewegt werden und wir fröhlich sein können.

Antje Pech