2020-08-30 – Ein Mitbringsel aus dem Urlaub
Viele Menschen bringen sich ein Andenken aus dem Urlaub mit. Ein Souvenir (=Erinnerungsstück). Ich weiß nicht, ob Sie ein Fan davon sind. Was haben Sie sich mit gebracht? Bei uns ist es diesmal ein kleiner Stein, den meine Tochter bei der 4. Sächsischen Landesausstellung „Boom. 500 Jahre Industriekultur in Sachsen“ unter Tage in der Freiberger Reichen Zeche aus einem großen Gesteinsbrocken herausschlagen durfte. Ein geheimnisvoll golden glitzernder Stein. Ein Andenken, das an den erlebnisreichen Ferientag, aber auch an die jahrhundertelange schwerste Arbeit der Bergleute erinnert.
In vergangenen Jahren waren schon oft Muscheln unter den Reiseandenken. Herzförmige und schwarze, breite weiße und schmale lange. Beim Strandspaziergang gefunden, verzaubernd in Farbe und Form. Verbunden mit einem Zeichen des Meeres – dem Hauch der Freiheit im Urlaub, der weiten Welt. So erinnern sie auf der Fensterbank oder auf dem Tisch an schöne Tage und bereichern unseren Alltag. Sie können sogar Wegweiser sein. Jakobsmuscheln etwa sind das Zeichen eines europäischen christlichen Wegenetzwerkes, das am Ziel des Pilgerns bis nach Santiago in Spanien reicht.
Eine Muschel ist außen hart und innen ganz weich. Sie filtert das Meereswasser und ernährt sich davon, bildet ihre schützende Schale. Manchmal gerät ein Gesteinskorn in die Muschel und kommt nicht wieder heraus. Es schmerzt und drückt. Deshalb ummantelt die Muschel es mit einer (selbst-)schützenden Schale, dem Perlmutt. Es entsteht aus der schmerzhaften Wirkung im Laufe der Jahre etwas Kostbares.
In einem Gleichnis der Bibel erzählt Jesus von der kostbaren Perle: „Ebenso gleicht das Himmelreich einem Kaufmann: Der war auf der Suche nach schönen Perlen. Er entdeckt eine besonders wertvolle Perle. Da ging der los und verkaufte alles, was er hatte. Dann kaufte er diese Perle.“ (Matthäus 13,45f., BasisBibel)
Wie der Kaufmann sind viele Menschen auf der Suche nach etwas Kostbaren, nicht nur auf Flohmärkten und am Strand. Es geht um den richtigen Weg, gute Entscheidungen, das Überstehen von schweren Situationen, Freude und Glück. Jesus erzählt das Gleichnis mit dem Blick auf das Leben. Die kostbaren Dinge liegen oft verborgen an den unvermuteten Lebensstellen. In den Schalen harter Umstände liegt die Perle der Erfahrung. Souvenir: Erinnern wir uns daran!
„Wort zum Sonntag“ von Dr. Christian Mai, Pfarrer in der Kirchgemeinde Zittauer Gebirge Olbersdorf
veröffentlicht in der Sächsischen Zeitung vom 29.30. September 2020