2019-01-05 – Frieden – nicht einfach aber lohnenswert
Das neue Jahr hat begonnen mit neuen Kalendern, neuen Aufgaben, neuen Herausforderungen, bei dem einen oder anderen auch neuen guten Vorsätzen. Und ebenso üblich – einer neuen Jahreslosung. Dabei wählt die ökumenische Gemeinschaft für Bibellesen für jedes Jahr einen bestimmten Vers aus der Bibel aus, der die Christen aller Konfessionen über das Jahr begleiten soll. Diesmal ist es ein Vers aus den Psalmen, der lautet: Suche Frieden und jage ihm nach. (Psalm 34,15). Keine einfache Aufgabe, die uns da für das neue Jahr gegeben ist.
Frieden wünschen wir uns irgendwie alle. Dabei haben wir das Glück, in einem Land zu leben, in dem jetzt seit über 70 Jahren Frieden herrscht. Viele kennen Krieg nur von Erzählungen der Großeltern, aus dem Fernsehen oder aus der Diskussion über Geflüchtete, die aus fremden Ländern hier Schutz suchen. Wenn man genau hinschaut ist aber auch in unserem Land nicht alles friedlich. Beobachter sagen, politische Debatten seien hitziger geworden. Und wenn man in die sozialen Netzwerke blickt, kann der Meinungsaustausch schnell unterhalb der Gürtellinie geführt werden. Beschimpfungen sind an der Tagesordnung. Der Frieden ist bedroht, deswegen wird er in dem Psalmvers auch nicht als selbstverständlich beschrieben. Sondern Frieden ist dort etwas, was gesucht, ja erjagt werden will. Dabei ist gemeint, dass man seine ganze Kraft für den Frieden einsetzen soll. Im hebräischen Urtext unseres Psalmverses steht dafür das schöne Wort Schalom. Schalom ist noch heute ein gängiger Gruß unter Juden. Wenn man jemanden mit Schalom begrüßt, dann wünscht man ihm nicht nur Frieden, sondern auch Heil und Wohlbefinden. Schalom bedeutet nicht nur eine Abwesenheit aller Gewalt, sondern ein aktives Wohlergehen. Deswegen kann es auch mit Glück und Ganzheit übersetzt werden. Man möchte, dass es dem anderen gut geht und nichts sein Leben belastet. Diesen Schalom soll man nachjagen, denn er ist immer wieder auch bedroht. Dazu muss man nicht jeder Meinungsverschiedenheit und Diskussion aus dem Weg gehen. Man sollte aber beachten, dass der Gegenüber auch ein Mensch ist und bei allen Unterschieden in der Diskussion Respekt verdient. Eine solche Einstellung ist heute nötiger denn je, ob in privaten Beziehungen oder zwischen Staaten. Probieren Sie es doch einfach mal aus.
Ich wünsche Ihnen ein gesegnetes schalomreiches Jahr 2019.
„Wort zum Sonntag“, von Markus Preiser, Vikar in den Gemeinden im Zittauer Gebirge,
veröffentlicht in der Sächsischen Zeitung vom 5./6. Januar 2019