2021-04-25 – Neues entsteht
»Wenn jemand zu Jesus Christus gehört, dann ist dieser Mensch neu erschaffen. Das Alte ist vergangen. Seht doch! Etwas Neues ist entstanden!« (2. Kor 5,17)
»Selber« ist das Lieblingswort meiner zweieinhalbjährigen Tochter. Tief drin in uns steckt der Wunsch zur Kontrolle, das Leben »selber« zu managen. Jedoch: Wer garantiert das Gelingen, wenn ich mich »selber« entscheide, dieses zu tun und jenes zu lassen? Wie kann ich meiner Entscheidung vertrauen, ohne das Ergebnis zu kennen?
Religionskritiker sagen gelegentlich: »Worauf du vertraust, das ist ein ›geistlicher Anteil‹ deiner Persönlichkeit, den allein du ›selber‹ kontrollierst.« Da bin ich skeptisch. Ich brauche einen Gott außerhalb meiner selbst. Ich unterstelle meinem Gott, dass er lebt: Gott lebt nicht, weil ich Gott »selber« in mir leben lasse. Vielmehr lebe ich, weil Gott mir Anteil gibt an seinem Leben: Das zeigt sich gerade dann, wenn ich keine gute Entscheidung gefällt habe.
Es ist bekannt, dass das Selbstmanagement des Jesus von Nazareth scheinbar aufgrund seiner Hinrichtung gescheitert ist. Allerdings: Dieser Meinung schließt Gott sich nicht an. Gott hat das Leben von Jesus gerechtfertigt und Jesus zu Ostern neu ins Leben geholt; deswegen trägt Jesus den Titel »Christus«. Ich glaube, Gott kann das gleiche auch mit mir tun. So gehören die Entscheidungen auch meines Lebens zur »alten« Vergangenheit, ob sie erfolgreich verlaufen sind oder nicht. Wer zu Jesus Christus gehört, wird täglich neu erschaffen. Täglich neu kann ich entscheiden, was dem Leben dient. So entsteht Neues, unbelastet von der alten Vergangenheit!
„Wort zum Sonntag“, von Stephan Rehm, Pfarrer im Kirchspiel Oberes Spreetal
veröffentlicht in der Sächsischen Zeitung vom 24./25. April 2021