2020-11-28 – Corona – König – Pfefferkuchen
Am Sonntag ist erster Advent – und nichts ist wie immer: keine Weihnachtsmärkte, keine Konzerte, keine Einkaufsbummel ohne Maske, keine Besuche … Corona ist angekommen – und hat unser Leben durcheinandergewirbelt. Ganz unterschiedlich sind wir davon betroffen. Es machen sich Angst, Sorge, Einsamkeit und Trauer breit.
Etwas altmodisch könnte man sagen: „Siehe, Corona kommt zu dir, schafft Unrecht und macht dich hilflos.“
Vor 2500 Jahren formulierte der Prophet Sacharja den Spruch etwas anders: „Siehe, den König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer.“ Von Corona ahnte Sacharja noch nichts. Aber Alltagsbelastungen bedrückten die Menschen auch schon damals. Kann uns dieser Satz heute noch etwas sagen?
Es ist also nicht nur Corona angekommen, sondern da kommt auch noch ein König. Er will uns nicht belasten, sondern befreien. Gerechtigkeit und Hilfe – wie sehr sehnen wir uns immer wieder danach. Doch was ist schon gerecht? Wenn ich das bekomme, was ich will – oder wenn jeder das bekommt, was er wirklich zum Leben braucht? Wenn jeder nicht nur auf sich sieht, sondern wahrnimmt, was dem anderen guttut, wenn wir auf Dinge verzichten, um den anderen zu schützen, dann kann das helfen, das unser Miteinander gerechter wird.
Eigentlich ist die Adventszeit eine Fastenzeit. Deswegen gibt es da Pfefferkuchen – statt herzhaftes Fleisch, auf dass man verzichtet. Doch gerade merken wir, wie schwer es ist zu fasten, erst recht dann, wenn wir uns nicht mehr aussuchen können, was wir fasten, wann wir fasten und wie lange wir fasten. Aber so hat das Fasten nicht nur einen Selbstzweck, sondern es kommt unserem Nächsten zugute – das Weihnachtsmarkt-. Einkaufsbummel-, Konzert- und Besuchsfasten.
Und in dem wir spüren, was uns da alles fehlt, erfahren wir auch, was wir sonst alles haben, und dass das alles nicht selbstverständlich, sondern ein Gottesgeschenk ist.
Dieser Gott kommt zu uns, ein Gerechter und ein Helfer. Er kommt in unseren Alltag – auch in unseren Coronaalltag. In diesem gerechten und helfenden Gott sind wir untereinander verbunden – und deswegen nicht allein. Wir sind füreinander da, so wie er für uns da ist.
Ihnen wünsche ich in diesem Miteinander einen gesegneten ersten Advent.
„Wort zum Sonntag“, von Christian Kühne, Kirchenmusikdirektor im Kirchenbezirk Löbau-Zittau
veröffentlicht in der Sächsischen Zeitung vom 28. November 2020