2020-06-26 – Vom Suchen und Finden
Dienstagmorgen – alles ist fix und fertig – gleich muss ich los – jetzt bloß noch den Schlüssel schnappen …
… doch der liegt nicht da, wo er liegen sollte – jetzt geht die Sucherei los. Und in Gedanken gehe ich den vorherigen Tag durch: Wo war ich? – Wann hatte ich den Schlüssel das letzte Mal in der Hand?
… Glück gehabt – den Schlüssel habe ich doch noch schnell gefunden, so komme ich wenigstens nicht zu spät – und keiner hat etwas gemerkt (es sei denn, ich schreibe alles in die Zeitung).
Bei der Suche nach dem Schlüssel wird klar – ich habe ihn irgendwo anders hingelegt. Nicht auszudenken wäre das Ergebnis, wenn der Schlüssel sich völlig selbständig auf den Weg machen würde. Wo sollte ich dann suchen? Wie lange soll denn das dauern? Und welche Chance habe ich überhaupt, ihn wiederzufinden?
Wie mag es da nur Gott gehen? Auch ihm kommt immer mal etwas abhanden – seine von ihm geliebten Geschöpfe. Und auch er macht sich auf die Suche – nach uns. Und er hat es nicht so einfach. Denn wir bewegen uns selbständig. Manchmal kommen wir wohlbehalten an. Und manchmal gehen wir gewaltig in die Irre.
Gott möchte, dass wir wohlbehalten durch unser Leben gehen. Deswegen sagt Jesus im Lukasevangelium: „Der Menschensohn ist gekommen, zu suchen und selig zu machen, was verloren ist“.
Gott, der uns das Leben geschenkt hat, ist glücklich, wenn er uns wiederfindet, und er will, dass wir glücklich – oder noch allumfassender – selig sind. Deswegen sucht er uns. Lassen wir uns finden und von Gott beschenken? Wenn wir auf der Suche nach dem Sinn des Lebens sind, könnte es sein, dass wir Gott begegnen.
So wünsche ich uns allen, dass uns möglichst wenig verloren geht, wir glücklich sind, wenn wir es wiederfinden und wenn wir uns selbst verloren haben, wir uns auch wieder finden lassen.
Christian Kühne, Kirchenmusikdirektor im Kirchenbezirk Löbau-Zittau