2022-06-12 – Aufruf zur Einheit
Am Sonntag ist Trinitatis, das Dreieinigkeits- oder auch Dreifaltigkeitsfest. Gott, Jesus und Heiliger Geist gehören nach christlichem Verständnis eigentlich wie eine Person zusammen. In vielen Kirchen krönt dafür das Symbol eines gleichschenkligen Dreiecks mit Auge darin den Altar.
Einheit – ich gebe zu, als gelernter DDR-Bürger habe ich meine Schwierigkeit mit dem Wort – zu viele einheitsparteiliche Erinnerungen werden da geweckt.
Doch ist Einheit / Einigkeit wichtig. Mir scheint, dieses Wort steht heute mehr denn je in der Gefahr, missbraucht zu werden.
Um Einheit zu demonstrieren, sind wir sehr oft versucht, Aktionen zu starten, die die Gleichheit aller und die Sorge um jeden Einzelnen demonstrieren. Besonders Persönlichkeiten in Führungsetagen neigen dazu, so die Einheit und Einigkeit in ihrem Unternehmen zu demonstrieren. Schaut man jedoch genauer dahinter, stellt man sehr schnell fest, unter dem Strich steht wieder nur das Geld und der Machtanspruch des Stärkeren im Vordergrund.
In der Bibel lesen wir vom Apostel Paulus: „Seid untereinander eines Sinnes; strebt nicht hoch hinaus, sondern bleibt demütig!“ Römerbrief 12,16
Ein gutes Beispiel dafür ist die Geschichte der Herrnhuter Brüdergemeine. „Gemeine“, das ist kein Schreibfehler, sondern eine alte Bezeichnung für die Gleichheit aller. Als vor 300 Jahren, am 17.Juni 1722 der erste Baum für die Siedlung Herrnhut gefällt wurde, ahnte sicher keiner, dass der Ort tatsächlich ein Beispiel für christliche Gleichheit werden würde, das in aller Welt bekannt ist.
Lernen Sie diese Besonderheit kennen zur 300-Jahrfeier ab diesem Wochenende und die ganze nächste Woche mit Vorträgen, Musik, Festspiel, Gottesdiensten, Handwerkermarkt, …. und: Bleiben Sie behütet!
„Wort zum Sonntag“, von Mirko Hirsch, Gemeindepädagoge und Religionslehrer im Kirchenbezirk Löbau-Zittau , veröffentlicht in der Sächsischen Zeitung vom 11./12. Juni 2022.