2023-09-17 – Nur Gutes konservieren!
Welch herrlicher Anblick! Ob im Keller oder im Vorratsraum: volle Gläser. Fein sortiert. Kirschkompott und Apfelstückchen mit Zimtrinde, eingelegte Pflaumen und Gewürzgurken mit Dill und Senfkörnern. Daneben stehen die Marmeladen und Gelees von Johannisbeeren und Sauerkirschen, von Quitten und Holunder.
Viele von uns wecken ein. Damit werden Obst und Gemüse haltbar. Alles kann dann gegessen werden, wenn Winter ist. Junge Menschen entdecken diese Art der Vorratshaltung wieder. Einerseits ist es mit den heutigen Mitteln (Gelierzucker) viel leichter, andererseits ist die Form der Selbst-Haltbarmachung durchaus zeitaufwändig. Darum wird ein Glas selbstgemachte Marmelade als Mitbringsel sehr geschätzt.
Eines sollte beim Einkochen immer beachtet werden: Es müssen gute Früchte sein. Angeschlagenes oder Madiges ist da weder appetitlich noch gesund noch haltbar.
Also achten wir beim Einwecken und Marmeladekochen auf gute Qualität, damit wir wirklich lange etwas von dem Guten haben.
Das sollten wir auch im übertragenen Sinn so machen. Nämlich: die guten Erinnerungen in unseren Gedanken aufbewahren, abspeichern, konservieren… wie das eingelegte Birnenkompott für ein besonderes Sonntagsdessert.
Oft nehme ich wahr, dass wir im Miteinander ganz anders umgehen als mit den Selbst-Eingemachten im Vorratsraum. Mitunter werden wirklich gaaanz „alte Leichen“ aus dem Keller hervorgezogen. Da bleibt über Jahre ein grimmiger Blick. Da ereifern wir uns über ein falsches Wort und schieben alles über die einmal geöffnete Schublade. Es ist ja, als ob wir etwas Schimmliges konservierten, um dann darüber schimpfen zu können, dass das ganze Glas vergammelt ist.
Manchmal gehen mir dann die Worte durch den Kopf „…vergiss nicht, was ER dir Gutes getan hat…“ – Worte eines Beters in der Bibel. Gutes erinnern! Gutes konservieren, aufheben, haltbar machen! Mit ER ist in diesem Fall Gott gemeint. Ja, Gott hat dir und Ihnen viel Gutes zukommen lassen! Vieles davon wächst uns genauso zu wie die guten Früchte im Garten und am Waldrand: Wir können nichts dazu tun, aber wir können uns daran freuen! Und dafür danken.
Ich höre dieses Bibelwort inzwischen auch für unseren mitmenschlichen Bereich: „Erinnere dich doch, wo dir von dem/der anderen Gutes getan wurde!“. Und dieses Gute behalte, wecke es ein, behalte in deinen Gedanken!
Und noch ein Tipp: Von Zeit zu Zeit ging meine Großmutter in den Keller und schaute die Gläser durch. Es sollte sich ja nichts Schlechtes ansammeln. Es blieb das Gute. Im Regal – und in Gedanken.
„Wort zum Sonntag“, von Dorothee Markert, Pfarrerin in der Kirchgemeinde Großhennersdorf-Rennersdorf-Ruppersdorf, veröffentlicht in der Sächsischen Zeitung vom 16./17. September 2023.