2024-06-16 – Heimat und Himmel

„Oberlausitz, geliebtes Heimatland, Glück und Reichtum bist du mir…“ – so erklang es neulich in einem unserer Gottesdienste, als wir die Hymne der Oberlausitz gemeinsam sangeskräftig in den Kirchenraum hineinmusizierten. Bewusst hatten wir das Thema „Heimat“ in den Fokus des Gottesdienstes gestellt, der im Rahmen des Dorffestes stattfand. Wir sangen Volkslieder, beteten für unsere Region und hörten Worte aus der Bibel. Was als eine Art „Notlösung“ gedacht war („Gottesdienst zum Dorffest, wie ziehe ich das bloß auf?!?“) entwickelte sich zu einem berührenden Zusammensein. Man spürte: das hier geht nahe. Noch nie habe ich anschließend beim Verabschieden an der Kirchentür so viel Bedankungen erhalten. Dieser Gottesdienst hat mir gezeigt: Das Thema „Heimat“ verbindet und berührt. Das „Fleckl Erde“ zu haben, mit dem man vertraut ist, scheint ein Herzensanliegen – gerade wo doch das Zeitgeschehen so veränderungsintensiv ist. „Heimat ist dort, wo Du den Bauch nicht einziehen musst“. Dieses humorvolle Zitat bringt es auf den Punkt: Heimat ist, wo ich mich nicht erklären muss, wo die liebe Seele ihren angestammten Ort hat.

Heimat empfinde ich darüber hinaus vor allem als Segen Gottes. Das Gefühl der Dankbarkeit angesichts der Berge am Horizont und der Wälder vor der Haustür, der schönen Städtchen und Dörfer hat eine Dimension, die für mich jedenfalls vom Boden unter den Füßen zum Himmel über mir weist. Dass das Heimatgefühl zu Gott führen kann, ist nichts Neues. Im besagten Gottesdienst sangen wir auch die vierte Strophe des Oberlausitzlieds. Sie verbindet die Heimat mit einer Haltung des Glaubens (und wurde vielleicht auch deshalb zu DDR-Zeiten „vernachlässigt“): „Wo in Löbaus Berge die Sage spinnt ihrer blauen Blume Traum, wo die Spree am Kottmar zu Tale rinnt in den weiten deutschen Raum, wo in Lenzens Pracht dort am Rotstein stehn blaue Leberblümchen schlicht, wo am Hutberg Herrnhuter Brüder gehen fromm im Ostermorgenlicht…“ Nicht nur der Herrnhuter Hutberg lädt ein zum stillen oder gemeinschaftlichen Gebet – es gibt viele schöne Orte hier, um Gott zu danken. Als kleine Gebetsanregung mögen vielleicht folgende Sätze aus Psalm 16 inspirieren: „Bewahre mich, Gott; denn ich traue auf dich. Der Herr ist mein Gut und mein Teil; du hältst mein Los in deinen Händen! Das Los ist mir gefallen auf liebliches Land; mir ist ein schönes Erbteil geworden. Darum freut sich mein Herz, und meine Seele ist fröhlich…“ (Gerne um weitere Sätze ergänzen! 😉 )

„Wort zum Sonntag“, von Jonathan Hahn, Pfarrer in der Kirchgemeinde auf dem Eigen, veröffentlicht in der Sächsischen Zeitung vom 15./16. Juni 2024.