2024-07-20 – Ein kleiner Schritt für einen Menschen …
… ein großer Sprung für die Menschheit. Diesen bekannten Satz sprach Neil Armstrong, als er als erster Mensch am 21. Juli 1969 um 03:56 Uhr die Mondlandefähre verließ und den Mond betrat. Heute vor 55 Jahren, am 20. Juli 1969 landete die Fähre auf dem Mond.
Zu unserem Nachtgestirn haben wir Menschen schon immer eine besondere Beziehung. Deshalb war die erste Mondlandung ein besonderer Moment, bei dem die Menschen weltweit mitfieberten. Nach dem Ende des Apollo-Programms war es lange ruhig um den Mond. Jetzt gibt es neue Pläne für die bemannte Raumfahrt zu unserem Nachbargestirn, nicht nur bei den Amerikanern.
In vielen Liedern und Gedichten wird der Mond besungen. Matthias Claudius verdanken wir das schöne Abendlied „Der Mond ist aufgegangen“. Der Dichter verbindet mit seinem Lied über den Mond ein Nachdenken über uns Menschen.
Seht ihr den Mond dort stehen? Er ist nur halb zu sehen und ist doch rund und schön. So sind wohl manche Sachen, die wir getrost belachen, weil unsere Augen sie nicht sehn.
Natürlich wissen wir, warum der Mond nur halb zu sehen ist. Für Claudius ist der halbe Mond eine Ermahnung an uns Menschen, uns nicht so wichtig zu nehmen. Es gibt viele Dinge in der Natur und zwischen Himmel und Erde, die wir nur halb sehen oder erkennen können und von denen wir viel zu wenig wissen, um sie abschließend beurteilen zu können.
Eine gute Portion Demut und Bescheidenheit stände uns allen gut zu Gesicht.
Das, was die Menschheit gerade zulässt im Bereich zwischen alltäglicher Missgunst im Kleinen und schrecklichen Kriegen im Großen spricht nicht gerade für unsere besonders hohe moralische und ethische Kompetenz.
Wir stolzen Menschenkinder sind eitel arme Sünder und wissen gar nicht viel. Wir spinnen Luftgespinste und suchen viele Künste und kommen weiter von dem Ziel.
So beschreibt schon Matthias Claudius die Realität unseres Daseins. Dabei wäre es für uns alle gut, wenn wir das Ziel wieder deutlicher anstreben: ein Leben in der Verantwortung vor Gott und nach seinen Maßstäben.
Da ist für uns alle, auch für uns Christen, noch viel Luft nach oben. Nur resignierend abzuwinken oder die Schuld auf andere zu schieben, die gewiss auch ihren Anteil haben, führt nicht weiter. Einer oder eine muss (wieder) anfangen mit dem friedlichen, freundlichen, verantwortlichen und uneigennützigen Miteinander in der Familie, auf Arbeit, in der Nachbarschaft! Ob das die Welt ändert, weiß ich nicht. Auf unsere kleine Umwelt hat dies gewiss eine Auswirkung, selbst wenn manche es belachen. Gott, den unsere Augen nicht sehen, steht auf unserer Seite und er segnet den kleinen Schritt auf den Mitmenschen zu. Dieser Schritt kann mehr bewirken, als wir ahnen und er ist wichtiger als jede Reise zum Mond.
„Wort zum Sonntag“, von Andre Rausendorf, Pfarrer in der Kirchgemeinde Am Großen Stein Seifhennersdorf, veröffentlicht in der Sächsischen Zeitung vom 20./21. Juli 2024.