2024-09-22 – Das Welt-Kinder-Tag-Experiment
Ich lade Sie zu einer kleinen Übung ein. Lassen sie uns die Welt für eine Weile frisch und unverbraucht wahrnehmen. Es hilft sich dabei zu bewegen, den Kopf in andere ungewohnte Positionen zu bringen, beispielsweise ganz nach unten durch die Beine nach hinten schauen. Oder sie schließen ihre Augen, hören, tasten, riechen. Haben sie Mut probieren sie es aus! Nehmen sie sich Zeit und ihr Umfeld wahr. Stellen sie sich vor, alles, was sie sehen, hören, tasten, riechen wäre neu und unbekannt.
Welche Formen, Farben, Gerüche und Geräusche regen ihre Fantasie an? Stellen sie sich vor, sie begegneten den Menschen in ihrer Nähe zum ersten Mal: riechen, hören und schauen sie genau hin! Da gibt es viel Neues zu entdecken an dem Kind, der Frau oder dem Mann neben ihnen!
Vielleicht kommen sie sich komisch vor zwischen „normalen“ Menschen. Dann sind sie auf gutem Weg. So neugierig unterbrechen sie ihre eigenen Gewissheiten und die Gewohnheiten anderer. Kinder sind Meister darin, Erwachsene mit Fragen oder komischen Ideen zu unterbrechen.
Zugegeben die Idee stammt nicht von mir. Jesus schon stellte ein neugieriges Kind in die Mitte seiner Freunde und sagte: „Wer so wird wie ein Kind, der kommt Gottes neuer Welt ganz nah“. Indem Jesus das Kind in die Mitte stellte, unterbrach er die Routinen. Es war ein Gespräch über Wissen, Können und Einfluss und die Frage, wer denn wirklich wichtig sei.
Am 20. September ist Weltkindertag. Ein Tag, den es braucht, um Gewissheiten unserer Welt zu unterbrechen. Kinder wollen die Welt neugierig und offen entdecken. Wieviel Vertrauen, Freiheit und Sicherheit brauchen sie dazu?
Was brauchen wir Erwachsenen, dass wir wie Kinder wieder neugierig werden? Wie sähe ihre Welt dann aus, wenn sie das mal für einen Tag probieren? Vielleicht bleibt es ein Experiment oder sie wünschen sich noch mehr Weltkindertage zum Ausprobieren. Ich bin mir sicher Kinder fänden das großartig und die Erde bekäme Lust zu tanzen.
„Wort zum Sonntag“, von Michael Eichhorn, Bezirkskatechet im Kirchenbezirk Löbau-Zittau , veröffentlicht in der Sächsischen Zeitung vom 21./22. September 2024.