2024-10-13 – „Du kannst niemals allen gefallen, also gefall‘ dir selbst.“
Dieser Spruch aus dem „Anstöße“-Kalender war Teil einer Collage. Sie wurde gestaltet von sechs Jugendlichen der Kinder- und Jugendstation unseres Krankenhauses im Rahmen eines Kunstprojektes. Die Ausstellung war für 14 Tage in der Krankenhauskirche zu sehen. Patienten und ihre Angehörigen, aber auch Mitarbeiter besuchten die Ausstellung. Ausgerechnet dieser Spruch hatte für viele eine enorme Anziehungskraft. „Stimmt“, sagte eine Patientin, „wenn das so einfach ginge“.
Warum tun sich Menschen schwer damit, sich selbst zu gefallen? Stattdessen machen sie sich abhängig von dem Urteil anderer Menschen über sie: „Was könnten die Nachbarn denken?“, „Was werden die Kollegen denken?“, „Wenn das mein Chef wüsste?“ usw. Manche Menschen tun alles, damit die Leute ringsum mit ihnen zufrieden sind. Dabei ist es eine Binsenweisheit, dass der Versuch, es allen recht zu machen, eher zum Misserfolg führt. Die Ursprünge des Bedürfnisses, es jedem recht zu machen, reichen oft bis in die Kindheit zurück. Eingebildeter oder echter Mangel an elterlicher Liebe wird kompensiert durch das Streben nach Gefallen und Anerkennung.
Dieses Streben führt nur dazu, sich selbst unter Druck zu setzen. Vielleicht kann es helfen, sich dies bewusst zu machen. Manchmal ist auch ein Perspektivenwechsel hilfreich. In der Bibel findet sich im 139. Psalm ein Satz, der zur Selbstannahme ermutigen kann: „Gott, ich danke dir, dass ich wunderbar gemacht bin.“ (V. 14) Im „Spiegel Gottes“ und nicht mit den Augen der anderen, so sieht sich der Beter dieses Psalms.
Vielleicht mögen und können Sie einstimmen in diesen Satz: Ja, ich bin wunderbar, wie ich bin, auch wenn ich nicht perfekt bin, auch wenn ich nicht alles hinkriege, auch wenn sich andere an mir stören. Denn du, Gott, hast mich so erschaffen. Das allein macht mich wunderbar. Danke!
„Wort zum Sonntag“, von Dr. Ines Mory, Krankenhausseelsorgerin im Fachkrankenhaus Großschweidnitz , veröffentlicht in der Sächsischen Zeitung vom 12./13. Oktober 2024.