2025 02-02 – Waren-Mensch oder wahrer Mensch

Als Jugendlicher hatte ich in meinem Zimmer ein Plakat hängen: „Weihnachten geht es nicht um den Waren-Menschen, sondern um den wahren Menschen.“ Aus zwei Gründen denke ich heute wieder daran. Zum einen endet an diesem Wochenende, am 2. Februar, die Weihnachtszeit. Ob mit gläubigem Herzen oder nicht haben viele Menschen zu Weihnachten die Liebe dessen gefeiert, der als wahrer Mensch, Jesus Christus, in die Welt geboren wurde. Zum anderen erleben wir gerade ein Hauen und Stechen darum, wer wohl der wahre Mensch für die nächste Kanzlerschaft sein wird. Dabei ist es verrückt: Egal welcher Partei angehörig, verspricht jeder mehr Wohlstand. Ich werde als Wähler also auf einen Waren-Menschen reduziert. Dabei spüren das sogar schon Jugendliche, dass Wohlstand allein nicht zu einem sinnerfüllten Leben führt. Aber welcher Politiker würde gewählt werden, der die Wahrheit spricht, nämlich, dass wir mit unserem Wohlstand den Zenit erreicht haben, ja überschritten haben? Zwei Rentnerehepaare schilderten mir ihren Ärger über die Regierung, dass ihre Renten nicht hoch genug sind. Als wir bisschen ins Gespräch kamen, erzählten sie davon, wie sie jedes Jahr einmal auf den Balearen, auf Mallorca und in Deutschland Urlaub machen, also dreimal. Trotzdem konnte ich bei ihnen keine Dankbarkeit entdecken. Das gilt ganz sicher nicht für jeden Menschen. Mir macht das aber deutlich: Mit Waren kann ich mir keine Freude und keine Zufriedenheit besorgen, selbst mit Urlaub nicht unbedingt. Aber das ist es, wonach so viele Menschen Sehnsucht haben – ich auch: Freude, Glück, Hoffnung, Frieden, Liebe, Zufriedenheit. Wer wünscht sich das nicht? Da bin ich wieder bei dem Sinnspruch aus meiner Jugendzeit: Nicht der Waren-Mensch macht glücklich, sondern der wahre Mensch. Mit einer kleinen Gruppe haben wir uns gerade einer Herausforderung gestellt. Vier Wochen nimmt sich jeder 30 Minuten Zeit, jeden Tag – zum Beten, zum Bibellesen, zum Hören auf Gott, zum Stillesein. Einmal in der Woche erzählen wir uns unsere Erfahrungen. Da kommt Schmerzliches zum Vorschein, auch Zweifel. Und Gutes erzählen wir uns, entdecken so viele Gründe zur Freude und Dankbarkeit. So steht es von Jesus in der Bibel: Ich bin das Licht der Welt, wer mir folgt, wird Licht erleben. Diesem wahren Menschen folge ich gern, Sie auch?

 „Wort zum Sonntag“, von Daniel Mögel, Pfarrer in der Kirchgemeinde Löbau, veröffentlicht in der Sächsischen Zeitung vom 1./2. Februar 2025.