2025-10-19 – Mit der Hand läuten!
Als ich 2020 den Vorschlag machte, unser neues, elektrisch angetriebenes Geläut auch mit der Möglichkeit zu versehen, ganz herkömmlich mit der Hand zu läuten, wurde ich von manchem belächelt. Strom fällt doch nicht aus, jedenfalls nicht lange!
Jetzt sollen wir uns Vorräte, auch an Trinkwasser anlegen, weil es kein Wasser gibt, wenn der Strom länger ausfällt. Mir wäre es lieber, ich hätte vor fünf Jahren nicht recht gehabt! Gewiss ist es vernünftig, auch angesichts von möglichen Naturkatastrophen, ein paar Vorräte im Haus zu haben. Aber dass auch Krieg als mögliche Ursache für fehlende Lebensmittel wieder ernsthaft in Betracht gezogen wird, erschreckt mich schon!
Blickt man in die Vergangenheit, so wird einem auch nicht besser. Immer ging es um Macht, Macht, Macht und um Überlegenheit, um das ganz große Geld und um den persönlichen Vorteil.
Wir werden daran nichts ändern. Wir kleinen Leute spielen nicht mit. Wir spielen keine Rolle. So traurig, so wahr. Das ist allerdings nichts Neues.
Das war schon immer so: Es geht um Macht und Geld auf dieser Erde. Nur hatten wir in den vergangenen Jahrzehnten, warum auch immer, die Illusion, unsere Welt wäre besser geworden. Als ob eine friedliche Revolution in der DDR die Welt als Ganzes ändert! Das wäre zu schön, um wahr zu sein!
Warum bei Stromausfall mit der Hand läuten?
Um die Menschen daran zu erinnern, dass sie beten können, dass es einen gibt, der unser Schicksal, unser ganzes Leben in seiner Hand hält.
Ich halte mich an Gott. Er ist auch in Krisenzeiten nicht überfordert. Unser Glaube hilft.
Auch wenn Menschen die Freiheit missbrauchen, Gott setzt die Grenzen, auch denen, die meinen, grenzenlose Macht zu haben. Das bleibt meine Hoffnung.
Natürlich lächeln jetzt manche. Es stimmt, ich habe dafür keine Garantien, keine Beweise. Aber unsere Welt dreht sich noch, keiner der vergangenen Möchtegern-Weltherrscher hat daran etwas geändert. Freilich hatten sie früher auch nicht solche wahnsinnigen Zerstörungs-Möglichkeiten, obwohl sie unendliches Leid über die Menschen gebracht haben.
Ich vertraue meinem Gott trotzdem. Schließlich hat er das Universum geschaffen, in dem unsere Erde nur ein winziges Staubkorn ist. Er lässt nicht zerstören, was er geschaffen hat. Daran halte ich mich fest und freue mich des Lebens, das er mir geschenkt hat.
Und ich bitte Gott um Frieden, ich bitte ihn, dem Wahnsinn Einhalt zu gebieten! Er hat schön öfter eingegriffen, als wir ahnen, nicht nur 1989. In wenigen Wochen versammeln wir uns überall in unserem Land zu Friedensgebeten, aber auch jetzt schon darf jeder Mensch Gott in den Ohren liegen und ihn um Frieden bitten, für diese Welt, für seine Schöpfung, für uns selbst.
Ja, ich weiß auch, dass Politiker sich nicht auf Friedensgebete verlassen können. Wir leben nicht im Himmel, sondern auf einer Erde, in der sich manche Menschen über jede Menschlichkeit hinwegsetzen. Das kann nur mit Verteidigungsfähigkeit verhindert oder wenigstens beschränkt werden. Meine Hoffnung und mein Gebet sind, dass es genügt, solche militärische Stärke zu haben, sie aber nie einsetzen zu müssen. Deshalb werde ich Gott nicht in Ruhe lassen mit meinem Gebet für den Frieden, denn er kann wirklich helfen. Daran erinnern uns die Glocken unserer Kirchen.
Gastbeitrag in der SZ-Kolumne „Um Himmels willen“ von Pfarrer André Rausendorf, Kirchgemeinde Am Großen Stein Seifhennersdorf in der Wochenendausgabe vom 18./19. Oktober 2025.