2020-06-14 – Verantwortung übernehmen

Sommergewitter. Wir sind unterwegs im Gebirge. Schnell werden aus kleinen Regentropfen Hagelkörner. Es blitzt und donnert. Rechtzeitig können wir uns in der Schutzhütte unterstellen und das Naturschauspiel trocken und aus sicherer Entfernung betrachten.
Dann kommt die Sonne. Wir gehen los, weiter bergab. Drei Kilometer auf der Transportstraße liegen vor uns. Aber wir kommen nicht weit. Unsere Töchter suchen Stöckchen – denn auf der Straße finden sich unzählige Regenwürmer. „Die müssen wir retten! Ehe die Autos kommen.“ Und so gehen wir Schritt für Schritt vorsichtig talwärts und sammeln Regenwürmer vom Asphalt.

Du hast den Menschen zum Herrn gemacht über deiner Hände Werk, alles hast du unter seine Füße getan. (Psalm 8,7)

So betet König David. Er dankt Gott für Bewahrung in gefährlichen Situationen und für alles, was wächst und lebt. Und er spricht von der Verantwortung, die der Mensch für diese Erde – für Wasser, für Tiere und Pflanzen, für die Mitmenschen – hat. Das Werk Gottes sollen unsere Hände sorgsam behandeln. Vorsichtig sollen wir unsere Füße aufsetzen, wenn wir gehen.

David weiß, wovon er spricht. Denn er selbst war rücksichtslos unterwegs: Das Glück anderer Menschen hat er mit Füßen getreten, wenn es um den eigenen Vorteil ging. Als er selbst in Gefahr kommt, bittet er Gott um Hilfe und erlebt Rettung. David kann sein Verhalten korrigieren. Vorsichtig wird er jetzt seine Füße aufsetzen beim Regieren, in der Liebe, bei den Freunden. Weil Menschen und Leben nicht ihm – dem großen König – gehören. Sondern: Aus Gottes Hand ist alles gegeben.
Vorsichtig die Füße aufsetzen und Verantwortung übernehmen sollen wir. Die Hände schützend über alles halten, was uns von Gott und Menschen geschenkt wird.
Das geht nach dem Sommergewitter bei der Rettung der Regenwürmer.
Das geht im Umgang miteinander: beim Aufeinander-Hören, beim Akzeptieren der anderen Meinung und auch beim Einhalten von Regeln.

Gott traut uns zu, dass wir das gemeinsam schaffen.

Antje Pech