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Impuls zum Tag – 07. April 2020


7. April 2020

Stubenhocker: ja. Aber keine Eigenbrötler.

In diesen Tagen sind wir zum Stubenhocken quasi verurteilt. Wir alle sollen, soweit es irgend geht, zuhause bleiben, um die Ausbreitung des Virus zu verhindern.
Das fällt vielen schwer und stellt uns vor große Herausforderungen. Wer ist schon gern Stubenhocker/-in?
Ich denke an verschiedene Stubenhocker, die uns in der Bibel begegnen. Da ist Hiob, dem alles genommen wurde, der von einer schweren Krankheit geschlagen da sitzt, drei Freunde bei ihm, die ihm auch nicht helfen können.
Die berühmtesten Stubenhocker sind für mich die Jünger, die nach Jesu Tod am Kreuz hinter verschlossenen Türen sitzen und nicht wissen, wie es weitergeht.
Angst hat sie alle gepackt. Was aus ihnen wurde, wissen wir.
Wir müssen jetzt Stubenhocker sein, weil das dem Leben hilft.
Stubenhocker – ja. Aber keine Eigenbrötler.
Eigenbrötler: das sind die, die sich in sich zurückgezogen haben und ihr eigenes Brot am liebsten allein verzehren. Wenn sie anfangen, nur noch an sich selber zu denken und um sich zu kreisen, dann wird es gefährlich.
Noch einmal zu den Jüngern Jesu: schon einmal waren sie zu Stubenhockern geworden: an jenem Abend vor Ostern, als es klar war, dass dies der letzte Abend mit ihrem Freund und Meister Jesus sein würde.
Da hat Jesus ein Zeichen gesetzt: ihnen die Füße gewaschen, ein Liebesdienst und eine Einladung, füreinander da zu sein und für die zu sorgen, die unsere Sorge brauchen. Und dann hat er Brot geteilt, damit wir alle nicht zu sehr Eigenbrötler bleiben, sondern uns wandeln lassen zu solidarischen Schwestern und Brüdern.
Was das bedeutet, mag jede/r für sich herausfinden. Für mich bedeutet es u.a. an die zu denken und denen zu beizustehen, die gerade jetzt am meisten in Not sind: die keine Stubenhocker sein können, weil sie keine Stube haben, sondern nur ein zerschlissenes Zelt an den Grenzen Europas. Damit sie ein Brot bekommen, oder eine Medizin oder sauberes Wasser.
So kann aus uns Stubenhockern noch etwas werden.
Wie damals. Gott sei Dank!

Ansgar Schmidt