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Impuls zum Tag – 15. April 2020


15. April 2020

„Exitstrategie“

Heute tagen die Ministerpräsidenten der Bundesländer mit der Kanzlerin. Es wird ein Abwägen geben, ob und in welcher Weise die Ausgangsbeschränkungen ab der kommenden Woche gelockert werden.
Manche plädieren für eine Rückkehr zur Normalität. Denn die Folgen des fast fünfwöchigen „anders als sonst“ sind spürbar: Firmen stehen vor der Insolvenz, Mitarbeitende sind gekündigt oder in Kurzarbeit, zu Hause wird es zunehmend stressiger zwischen Homeoffice und Homeschooling.

„Exitstrategie“ – fast beschwörend wird diese nun allerorts eingefordert. Genug der Beschränkungen. Genug des Verzichts der letzten Wochen. Freilich: Strategie heißt, inmitten von Unsicherheit Verantwortung für die Zukunft zu übernehmen. Jetzt den Notausgang suchen – natürlich schrittweise und gut überlegt – wie verantwortlich ist das wirklich?

Matthias Horx ist Trend- und Zukunftsforscher. Er spricht von Re-Gnose (das Gegenteil von Pro-Gnose). Nicht die Zukunft wird vorausgesagt, sondern von einer prognostizierten Zukunft wird zurück ins Hier und Jetzt geschaut. So kann Gegenwart anders wahrgenommen und damit auch anders gedeutet und gestaltet werden.

Horx schreibt: [https://www.horx.com/48-die-welt-nach-corona/ (aufgerufen am 14.04.2020, in Auszügen zitiert)]:
„Stellen wir uns eine Situation im Herbst vor, sagen wir im September 2020. Wir sitzen in einem Straßencafe in einer Großstadt. Es ist warm, und auf der Straße bewegen sich wieder Menschen. Bewegen sie sich anders? Ist alles so wie früher? Schmeckt der Wein, der Cocktail, der Kaffee, wieder wie früher? Wie damals vor Corona? Oder sogar besser? Worüber werden wir uns rückblickend wundern?
Wir werden uns wundern, dass die sozialen Verzichte, die wir leisten mussten, selten zu Vereinsamung führten. Im Gegenteil. Nach einer ersten Schockstarre fühlten viele von sich sogar erleichtert, dass das viele Rennen, Reden, Kommunizieren auf Multikanälen plötzlich zu einem Halt kam … Paradoxerweise erzeugte die körperliche Distanz, die der Virus erzwang, gleichzeitig neue Nähe. Wir haben Menschen kennengelernt, die wir sonst nie kennengelernt hätten. Wir haben alte Freunde wieder häufiger kontaktiert, Bindungen verstärkt, die lose und locker geworden waren. Familien, Nachbarn, Freunde sind näher gerückt und haben bisweilen sogar verborgene Konflikte gelöst.
Die gesellschaftliche Höflichkeit, die wir vorher zunehmend vermissten, stieg an.
Jetzt im Herbst 2020 herrscht bei Fußballspielen eine ganz andere Stimmung als im Frühjahr, als es jede Menge Massen-Wut-Pöbeleien gab. Wir wundern uns, warum das so ist … Menschen, die vor lauter Hektik nie zur Ruhe kamen, auch junge Menschen, machten plötzlich ausgiebige Spaziergänge (ein Wort, das vorher eher ein Fremdwort war). Bücher lesen wurde plötzlich zum Kult … Wir staunen rückwärts, wieviel Humor und Mitmenschlichkeit in den Tagen des Virus tatsächlich entstanden ist.“

Unser aktuelles Erleben weist aus dieser Distanz heraus unerwartet freundliche Züge auf. Und ich staune und freue mich. Denn es gibt nicht nur das Trost-lose, sondern auch das Trost-volle.

Der Herr, dein Gott, ist bei dir gewesen. An nichts hast du Mangel gehabt. (5. Mose 2,7)

Das 5. Buch Mose, das Deuteronomium, blickt zurück auf die längst vergangene Zeit der Wüstenwanderung. Erneut wird die Geschichte erzählt. Und es wird ein Fazit gezogen: Die Krise ist durch Gottes Hilfe überwunden worden.

Ein Rückblick ist kein Re-Gnose.
Doch die Erfahrung, dass Gott hilft, prägt sich ein.
Gott ist ein Gott, der uns nicht im Stich lässt.
Darauf will ich mich verlassen.

Antje Pech