2022-12-31 – Wem gehört die Zeit?

Die Zeit vergeht. Und im Allgemeinen können wir sie nicht anhalten und nicht beschleunigen. Zeit, die in der Vergangenheit liegt, können wir nicht mehr ändern. Zeiten, die vor uns liegen, können wir planen – aber ob alles so wird, wie wir es planen, wissen wir nicht.
Gestalten können wir nur den Augenblick, den wir gerade durchleben. Er ist einmalig und lässt sich nicht wiederholen. Im Film kann man eine Szene mehrmals drehen und dann noch schneiden – damit das, was geschehen soll, auch wirklich geschieht. Das ist in unserem Leben nicht möglich. Denn das Leben ist einmaliges und wunderbares Geschenk.
Den Augenblick, den wir gestalten können, ist kostbar. Wir können Dinge tun oder lassen. Doch auch hier sind wir nicht ganz unabhängig von den Umständen, in denen wir gerade leben. Ebenso haben Entscheidungen unserer Mitmenschen auf unser Leben einen Einfluss – ebenso wie unsere Entscheidungen auf deren Leben.
Am letzten Tag des Jahres wird uns das alles sehr bewusst. Und wem gehört nun die Zeit?
Der Bibelvers, der für den Silvestertag zeigt uns eine Perspektive: „Meine Zeit steht in deinen Händen“ – so steht es im Psalm 31. Es ist meine Zeit. Doch sie steht nicht in meinen Händen. Aus Gottes Händen empfangen wir sie und wir geben sie in seine Hände zurück.

Am Jahresende denken wir zurück – an das Schöne und an das Belastende. Das Schöne dürfen wir voller dankbarer Erinnerung und das Belastende mit Bitte um Vergebung und Frieden in Gottes Hände zurückgeben. So können wir das alte Jahr hinter uns lassen und in das neue Jahr gehen und die vor uns liegende Zeit aus Gottes Händen nehmen und sie gestalten – im Rahmen dessen, was möglich ist und in einem guten Miteinander mit unseren Mitmenschen.

So wünsche ich uns allen einen friedvollen Jahreswechsel und Gottes Segen im Anno Domini 2023.

„Wort zum Sonntag“, von Kirchenmusikdirektor Christian Kühne veröffentlicht in der Sächsischen Zeitung vom 31.12.2022.