2020-03-08 – Kwaziwai – Hello – und Guten Tag!

So begrüßen uns Menschen aus dem Land Simbabwe. Das liegt im südlichen Afrika. Ich nehme mir zuerst einmal einen Weltatlas und sehe nach, wo ich das Land finde. In der Nähe Südafrikas, 8.000 km Luftlinie von der Oberlausitz entfernt. Ein Land mitten im Kontinent, ohne angrenzende Küste. Ein Hochland mit Ackerbau, Zebras, Giraffen, Löwen und Nashörnern. Ein Land mit zwei großen Volksgruppen und einer bewegten Geschichte in den letzten 40 Jahren der Unabhängigkeit. Ein Land im Umbruch.
Zu weit hergeholt? Zu weit weg? lm Laden oder bei den Bestellungen im Netz genießen wir die Globalisierung in vollen Zügen: Mangos aus Brasilien, Wein aus Australien, T-Shirts aus lndien und Handys aus China mit Rohstoffen aus Afrika. Diese wirtschaftliche Globalisierung hat viele Schattenseiten, u.a. für die Menschen, die das produzieren, was ich täglich verwende. Ganz oft weiß ich davon nichts. Die Welt scheint zu groß, um alle Informationen zu sammeln, erst recht, sie zu lesen oder gar zu verstehen. Gleichzeitig boomt der Tourismus. Angebote zur Safari in Simbabwe flattern per Reiseprospekt ins Haus. Viele Länder erhoffen sich durch Gäste mehr Aufschwung, eine gute Wirtschaft.
Nun wurde gerade die ITB – die größte Reisemesse der Welt in Berlin – abgesagt. Die Globalisierung zeigt ihr hässliches Gesicht mit sich ausbreitenden Krankheiten. Warum dann nicht einmal in diesen Tagen in Gedanken verreisen, mit Bildern, freundlichen Worten, mit dem Leben von Menschen, die in einem Land leben, wie Simbabwe?
„Kwaziwai – Hello – Guten Tagi“ Zu Hause in zahlreichen Gemeindehäusern, Kirchen und anderen Veranstaltungsorten in diesen Tagen – besonders am Freitag, dem Weltgebetstag aus Simbabwe. Seit Jahren gibt es ein weltumspannendes Netz christlicher Frauen, die aus ihren Ländern Grüße schicken und noch mehr: Bilder, Rezepte, Gebete, Lieder und phantastische Musik. Vor allem erfahren wir von Menschen, wie sie in anderen Ländern leben, was sie beschäftigt. Oft habe ich dabei schon gedacht: Wie nahe wir uns sind! Da spielt die Hautfarbe, die Sprache, die andere Kultur keine große Rolle. Die Welt wird zum Dorf, in dem wir alle miteinander den einen Wunsch haben: Frieden! Die Menschen aus Simbabwe bewegt der Umbruch in ihrem Land, die Lähmung vieler, endlich etwas anzupacken. „Steh auf und geh!“ haben sie deshalb zum Motto 2020 gewählt. Es geht um die Geschichte eines kranken Menschen, der nach 38 Jahren in der Begegnung mit Jesus seine Lähmung endlich überwinden kann (]oh 5,2-9). Solche Aufmunterung wünsche ich uns allen!

„Wort zum Sonntag“, von Dr. Christian Mai, Pfarrer im Zittauer Gebirge,
veröffentlicht in der Sächsischen Zeitung vom 07./08. März 2020.