2020-11-21 – Unruhig und suchend ist unser Herz und Leben…..

 So kann man’s wohl auf den Nenner bringen! Schon vor ca. 1600 Jahren sagte ein berühmter römischer Rhetoriker und Gelehrter aus dem damaligen Nordafrika: „Unruhig ist unser Herz und Leben, bis es Ruhe findet in dir, oh Gott!“ Jahrelang war er auf der Suche – bei allem Ansehen und Wohlstand! Bis ihm in Mailand durch ein zufälliges Bibelwort das Licht aufging – und er Ruhe für sein Herz und Erfüllung für sein Leben in Gott und seiner Liebe fand. Noch heute ist er sehr geschätzt als der prägende „Kirchenvater Augustin“.
 Da denke ich auch an die zu geheiratete Oberlausitzerin, damals wohnhaft in Jänkendorf bei Niesky: Eleonore Fürstin von Reuß 1835-1903. In einem Lied singt und bekennt sie: Ich bin durch die Welt gegangen – und die Welt ist schön und groß! Und doch ziehet mein Verlangen mich weit von der Erde los. 2. Ich habe die Menschen gesehen, sie suchen spät und früh! Sie schaffen, sie kommen und gehen – und ihr Leben ist Arbeit und Müh! 3. Sie suchen, was sie nicht finden in Liebe und Ehre und Glück. Und sie kommen belastet mit Sünden und unbefriedigt zurück. 4. Es ist eine Ruh vorhanden für das arme, müde Herz. Sagt es laut in allen Landen: In Gott wird gestillt aller Schmerz – in Gott gefüllt unser Herz!
 Und was treibt uns heute alles um – und lässt uns nicht zur Ruhe kommen? Weltweite Hiobsbotschaften über Corona. Wirtschaftliches und politisches Wirrwarr. Dadurch persönliche und berufliche Unsicherheit. Daraus Beschuldigungen, Anklagen – und Jammern. Fehlende Zukunftsperspektiven bestimmen Herz und Gespräch. Sehnsucht nach Ruhe, Frieden, Geborgenheit erwacht – bis wir hoffentlich Ruhe finden in Ihm, unserem Schöpfer Erlöser und Vollender allen Lebens. Denn dieses Leben ist nur Vorstufe, ist ein Lernprozess  über all dem Wirrwar unserer Zeit, damit wir das Eigentliche suchen und finden. 1.Joh.5.4 ruft uns zu: Unser Glaube ist der Sieg, der unsere zwar moderne – aber sehr kaputte Welt und ihre Misere, überwunden hat!
 Haben wir den vergangenen Buß- und Bettag für Besinnung und neue Weichenstellung genutzt, bevor er auch noch wegrationalisiert wird? Können sie gelassen auf den morgigen Toten- und Ewigkeitssonntag zugehen, weil sie Frieden und Ruhe in Gott gefunden haben?

„Wort zum Sonntag“, von Siegfried Nerger, Pfarrer im Ruhestand
veröffentlicht in der Sächsischen Zeitung vom 14./15. November 2020