Leitbild des Kirchenbezirkes
Das Leitbild des Ev.-Luth. Kirchenbezirkes Löbau-Zittau bildet einen gemeinsamen Bezugsrahmen für die Vielfalt der Kirchgemeinden, der Werke und Einrichtungen im Kirchenbezirk. Es gibt darüber Auskunft, wofür die evangelisch-lutherische Kirche im Kirchenbezirk steht und für welche Ziele die Kirchgemeinden, Werke und Einrichtungen, unbeschadet ihrer jeweiligen Prägung, gemeinsam eintreten.
A. Grundlagen
Sie blieben aber beständig in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft und im Brotbrechen und im Gebet. (Apg. 2,42)
1. Im Vertrauen auf die Verheißung Jesu Christi und im Gehorsam gegenüber dem Auftrag der Kirche erwächst aus der Gemeinschaft mit Christus die Gemeinschaft des Kirchenbezirkes als Gemeinschaft der Kirchgemeinden, der Werke und der Einrichtungen. Alle sind aufeinander angewiesen. Die Kirche Jesu Christi endet nicht an den Grenzen der Einzelkirchgemeinde oder des Kirchenbezirkes. Der Kirchenbezirk ist Teil der Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens und der weltweiten Ökumene.
2. Als Teil des Gemeinwesens hat der Kirchenbezirk den Auftrag, sich für das Wohlergehen der Menschen in der Region einzusetzen.
Dieser Aufgabe kommt er nach, indem die Kirchgemeinden, Werke und Einrichtungen im Kirchenbezirk – obwohl die Bedeutung von Glaube und Religion zurückgeht und zugleich eine Vielzahl von Religionen und Glaubensüberzeugungen nebeneinander heimisch sind – mit den Menschen im Gespräch bleiben.
Kirchgemeinden, Werke und Einrichtungen des Kirchenbezirkes wollen gemeinsam handeln und sich für eine gleichberechtigte Teilhabe aller am Zusammenleben einsetzen. Dies geschieht in Verkündigung und Gottesdienst, Seelsorge und Beratung, Erziehung und Bildung, Diakonie sowie Mission und Ökumene als den zentralen kirchlichen Handlungs- und Arbeitsfeldern.
B. Handlungsfelder
1. Verkündigung und Gottesdienst
Die Kirche trägt Verantwortung für die Verkündigung des Wortes Gottes und für die Verwaltung der Sakramente Taufe und Abendmahl. Dies geschieht vor Ort in allen zum Kirchenbezirk gehörenden Kirchgemeinden.
Diesen Verkündigungsauftrag nimmt der Kirchenbezirk selbst durch Gottesdienste aus besonderen Anlässen, zu aktuellen Ereignissen und an besonderen Orten wahr. Der Kirchenbezirk trägt außerdem Sorge für Erhalt und Förderung der Kirchenmusik als Bestandteil des Verkündigungsauftrages.
2. Seelsorge und Beratung
Seelsorge ist persönliche Lebens- und Glaubensbegleitung. Sie ermöglicht Lob und Dank und hilft bei der Bewältigung und der Gestaltung von Lebensumbrüchen. Seelsorge ist präventiv, begleitend und nachsorgend tätig. Ergänzend zur Seelsorge vor Ort in den Kirchgemeinden bieten verschiedene, fachlich spezialisierte Werke und Einrichtungen im Kirchenbezirk Beistand für Menschen, die an besonderen Orten betreut oder gepflegt werden, und für die in solchen Institutionen Mitarbeitenden. Auch für Menschen in besonderen Krisen- und Belastungssituationen hält der Kirchenbezirk qualifizierte Angebote seelsorglicher Begleitung und Beratung vor.
3. Erziehung und Bildung
Die Kirche hat den Auftrag zu christlicher Erziehung und Bildung. Evangelische Bildungsarbeit initiiert und begleitet Lernprozesse und hilft damit Familien, Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen in den Kirchgemeinden vor Ort, in einer komplexen Welt Orientierung zu finden.
Der Kirchenbezirk unterstützt Familien, Eltern und pädagogische Institutionen in ihrem erzieherischen Auftrag und tritt mit einem umfassenden Angebot für den Erwerb von Bildung als Voraussetzung für gesellschaftliche Teilhabe ein. Der Kirchenbezirk engagiert sich für eine zukunftsfähige evangelische Kinder- und Jugendarbeit.
4. Diakonie und Öffentlichkeit
Diakonie ist für die Kirche gelebte christliche Nächstenliebe und darauf angelegt, den Menschen zu helfen und sie zur Selbsthilfe zu befähigen. Sie schützt die Würde der Menschen und tritt für ihr Recht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit ein. Die Kirchgemeinden knüpfen solidarische Beziehungen zwischen den Menschen unmittelbar im Alltag vor Ort.
Der Kirchenbezirk setzt sich für Teilhabe und soziale Gerechtigkeit öffentlich wahrnehmbar, kritisch und konstruktiv ein, insbesondere da, wo Benachteiligung und Ausgrenzung stattfinden. Dazu gehören auch Dialogfähigkeit und die Gestaltung einer gemeinsamen Zukunft, in der die religiöse, kulturelle und ethnische Vielfalt der Zuwanderungsgesellschaft als Chance kommuniziert wird.
5. Mission und Ökumene
Der Kirchenbezirk sieht seine Berufung darin, Zeuge der biblischen Botschaft in einer immer stärker säkularisierten Welt zu sein. Sein Ziel ist es daher, all jene mit dem Evangelium bekannt zu machen, die seine befreiende Botschaft noch nicht für sich angenommen haben.
In seiner missionarischen Sendung strebt er ein Profil an, das den ganzen Menschen umfasst. Dieses beinhaltet den Ruf zur Umkehr des Einzelnen ebenso wie die kritische Auseinandersetzung mit den Strömungen des gesellschaftlichen Zeitgeistes.
Kirchgemeinden, Werke und Einrichtungen im Kirchenbezirk wollen gemeinsam missionarisch Kirche sein, indem sie ein erkennbares evangelisch-lutherisches Profil pflegen. Dies tun sie im Dialog mit anderen Konfessionen und Religionen, mit den Gemeinschaften in der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen im Freistaat Sachsen und mit Menschen und Gruppen, denen Glaube und Religion fremd sind.
Der Kirchenbezirk beteiligt sich durch grenzüberschreitende und internationale Partnerschaftsarbeit an der weltweiten Ökumene.Er achtet und pflegt in besonderer Weise die Beziehung zu unseren Schwestern und Brüdern in Tschechien, Polen und Pennsylvania.
C. Perspektiven
1. Der Kirchenbezirk führt die auf seinem Gebiet liegenden Kirchgemeinden, Werke und Einrichtungen zu einer Gemeinschaft im Glauben zusammen. Er nimmt diese Aufgabe in eigener Verantwortung wahr.
Dies bedeutet, dass die gewählten Gremien des Kirchenbezirkes im Rahmen der landeskirchlichen Gesetze und Ordnungen die Aufsicht über die Kirchengemeinden und Einrichtungen haben. Der Kirchenbezirk sorgt für eine effiziente Verwaltung aller kirchlichen Arbeitsgebiete und für die Beratung der Kirchgemeinden, Werke und Einrichtungen bei ihrer Organisationsentwicklung und bei der Bewirtschaftung ihrer personellen, finanziellen und materiellen Ressourcen. Er steuert die gemeinsame Entwicklung von Konzepten für die strukturelle, ökonomische und ökologische Zukunftsfähigkeit des Kirchenbezirkes.
2. Der Kirchenbezirk sucht in der Gemeinschaft der Kirchgemeinden, Werke und Einrichtungen nach geistlichen und alltagspraktischen Gestaltungs- und Erneuerungsmöglichkeiten vor dem Hintergrund der Abnahme kirchlicher Traditionen in ihrer öffentlichen Bedeutung und des Bedeutungsverlustes gelebter christlicher Werte.
Der Kirchenbezirk will in allen Bereichen Beteiligungskirche sein und setzt bei der Bewältigung seiner aktuellen und künftigen Aufgaben auch angesichts schrumpfender finanzieller und personeller Möglichkeiten auf die Gemeinschaft, das Engagement und die Professionalität der haupt- und ehrenamtlich Mitarbeitenden und auf das hohe Verantwortungsbewusstsein der Haupt- und Ehrenamtlichen in seinen Leitungsgremien.
Der Kirchenbezirk steht für Familienfreundlichkeit ein, indem er die Ausgewogenheit von Dienst, Freizeit und Zusammensein in der Familie fördert. Diese Verpflichtung ist bewusstes Wahrnehmen der Verantwortung für Gesunderhaltung, Motivation und Arbeitszufriedenheit der haupt-, neben- und ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen.
Der Kirchenbezirk ist und bleibt dem weltweiten konziliaren Prozess verpflichtet. Deshalb orientieren die in ihm zusammengeschlossen Kirchgemeinden, Werke und Einrichtungen und die in und mit ihm lebenden und arbeitenden Christinnen und Christen ihr Reden, Denken und Handeln an den Zielen dieses Prozesses: Gerechtigkeit, Frieden, Bewahrung der Schöpfung.