2022-05-08 – Alles gut macht der Reboot

Der Neustart eines Computers – in der Fachsprache Reboot genannt – kann scheinbar Wunder bewirken: Gerade eben war der Rechner im Dornröschenschlaf versunken, doch nach einem simplen Aus- und Anschaltvorgang funktioniert er wieder wie wachgeküsst. Daher kommt der Spruch: „Alles gut macht der Reboot.“ Wer sich ein kleines bisschen mit der Materie beschäftigt hat, weiß, dass dieser Vorgang keineswegs ein Wunder ist. Fehler in Programmen können den Computer mit ganz anderen Dingen beschäftigen, als vom Nutzer beabsichtigt. Erst mit dem Herunterfahren werden wirklich alle Anwendungen beendet und der Arbeitsspeicher geleert.

Vielleicht gibt es auch in Ihrem Leben Bereiche, wo sie am liebsten nochmal neu starten würden. Alte Konflikte, die Sie immer noch beschäftigen, obwohl Sie sich eigentlich auf etwas ganz anderes konzentrieren wollen. Eigene Fehler, die Ihnen auf die Füße gefallen sind, und seitdem jeden Schritt schwer machen. Im Wochenspruch der kommenden Woche aus dem zweiten Korintherbrief geht es genau darum: „Wenn jemand zu Christus gehört, gehört er schon zur neuen Schöpfung. Das Alte ist vergangen, etwas Neues ist entstanden!“

Wer an Jesus glaubt, macht also so eine Art Neustart, einen Reboot im Leben. Es ist allerdings nicht so, dass alles Vorherige vergessen wird. Auch beim Neustart des Computers bleibt ja – Gott sei Dank – alles auf der Festplatte. Wer einen Neustart im Glauben wagt, weiß aber, dass die alten Fehler und Probleme Gottes Liebe zu uns nicht im Geringsten einschränken. Weil das so ist, kann ich auch meine Schwachstellen anschauen und Gott und meine Mitmenschen um Vergebung bitten. Das ist so, als würde ich meinen Arbeitsspeicher reinigen – und das nicht nur einmal im Leben, sondern am besten jeden Tag.

„Wort zum Sonntag“, von Michael Müller, Pfarrer in der Kirchgemeinde Am Großen Stein Seifhennersdorf und Jugendpfarrer im Kirchenbezirk, veröffentlicht in der Sächsischen Zeitung vom 7./8. Mai 2022.