2020-12-24 – Stille Nacht, heilige Nacht“

Für mich ist dieses Weihnachtslied eines jener Lieder, die mein Herz tief berühren. Vertieft hat sich das durch den Film „Das ewige Lied“ mit Tobias Moretti in der Hauptrolle. Der Film beschreibt die Tragödie der Salzschiffer in Oberndorf bei Salzburg im 19. Jh. Die Konkurrenz durch die Eisenbahn bedrohte die Existenz der Salzschiffer. Inmitten der großen Umbrüche ereignete sich das kleine Leben zwischen Liebe und Gleichgültigkeit, Anteilnahme und Egoismus. Der Weihnachtsgottesdienst war gefährdet, weil die Orgel nicht spielbar war. Geld zum Reparieren hatte die Kirchgemeinde nicht. Der Hilfspfarrer J. Mohr und der Kantor F. X. Gruber suchten nach einem Ausweg. J. Mohr hatte zwei Jahre zuvor den Text verfasst. F. X. Gruber verfasste einen Liedsatz für die Gitarre. Zweistimmig sangen beide das Lied im Weihnachtsgottesdienst – den äußeren Widrigkeiten vor Ort zum Trotz. Schnell verbreitete sich das Lied und ist bis heute Trost und Kraftspender in der Weihnachtszeit.

Anders als damals werden die Orgeln bei uns in den meisten Orten spielen können. Auf den Gesang aber werden wir diesmal verzichten müssen. Das fällt schwer, ist aber aufgrund der aktuellen Situation geboten. Es gibt nicht wenige Stimmen, die sagen: „Das geht doch gar nicht, nicht singen! Dann lieber gar nichts machen.“ – Das finde ich nicht. Denn das würde bedeuten, das Coronavirus noch größer zu machen und ihm alles unterzuordnen. Achtsamkeit und Vorsicht mit allen notwendigen Einschränkungen – hierfür ein klares Ja! -, aber ebenso wichtig ist es, Weihnachten mit seiner Botschaft: „Christ, der Retter ist da!“ zu feiern. Wie wollen wir sonst in den Dunkelheiten des Lebens bestehen – im Krankenbett, in Schutzkleidung im Krankenaus oder in den Altenheimen, in der Einsamkeit wie auch in der Angst bei der Frage um die eigene Existenz? Auch wenn unsere äußere Situation trotz der Pandemie deutlich besser ist als jene der Salzschiffer damals, so fordert sie uns heraus und bestimmt unser Leben und Miteinander. Umso wichtiger ist es, unserer Angst und Sorge ein Licht zur Seite zu stellen. Ein Licht, dass uns selbst erhellt, indem es unsere Hoffnung stärkt und das zu denen strahlt, die in Angst und Resignation leben.

„Stille Nacht, Heilige Nacht, Hirten erst kundgemacht. Durch der Engel Halleluja, klingt es weit von fern und nah: „Christ der Retter ist da!“ (Strophe 2)

Ja, Rettung ist da! Auch in unseren Tagen. Für die äußere Bedrohung ist es der Impfstoff, der Grund zur Hoffnung und Freude ist – oder auch zum Tanzen, wie jüngst geschehen in einem Krankenhaus mit Ärzten und Pflegern in Schutzkleidung.
Aber Rettung ist auch da für Inneres, für meine Ängste, Nöte, Sorgen und da, wo ich mich in Schuld verstrickt habe. Gott, in Gestalt eines Kindes, ist auf die Erde gekommen, um mich heil zu machen, an den Stellen, wo meine Seele verletzt oder in Dunkelheiten gefangen ist.

Rettung ist da, weil der Retter geboren ist. Das gilt damals und heute. Ich wünsche Ihnen ein frohes und mit Frieden erfülltes Weihnachtsfest.

Pfr. Peter Pertzsch, Klinikseelsorge Großschweidnitz