2021-02-21 – Fasten fasten oder: fasten mal anders
Seit dem Aschermittwoch befinden wir uns wieder in der Fastenzeit. Das wird aber kaum jemand gemerkt haben. Denn schon seit Monaten üben wir uns in einem groß angelegten, quasi verordneten Fasten, das so gar kein Ende zu nehmen scheint und je länger desto anstrengender wird. Dabei wäre es mal wieder so dringend dran: Familienfeiern in größerer Runde, offene Läden, Urlaube, Kino, Konzerte… . Und weil das so ist mit dem Corona-Verzicht, habe ich dieses Jahr wirklich wenig Antrieb zum Fasten. Ich brauch sie jetzt so gar nicht, Sätze oder Gedanken wie: „Das ist gut für die Gesundheit“ oder „Man muss auch verzichten können!“ Im Gegenteil: Ich werde (jetzt erst recht!) mit schöner Regelmäßigkeit mein Feierabendbier und sonstige (verbliebene) Annehmlichkeiten des Lebens genießen. Ich faste Fasten.
Aber einen Gedanken möchte ich trotzdem mitnehmen: Dass das Fasten eigentlich nicht für den Körper gedacht ist, sondern für die Seele. Vielleicht kann man das Ganze ja mal umdrehen? Also nicht auf was verzichten- sondern mal bewusst auf andere Gedanken kommen. Die evangelische Kirche bietet dazu wieder eine Aktion an unter dem Motto: „7 Wochen ohne Blockaden“. Diese Fastenaktion erkundet den Umgang mit Regeln. Gemeinschaften brauchen Regeln. Doch zu den Regeln gehört Spielraum. In den Zeiten der Pandemie bestimmen Infektionszahlen, Durchschnittswerte, Reisewarnungen und Risikogebiete unser Leben. Doch wie können wir innerhalb von akzeptierten Grenzen großzügig und vertrauensvoll leben? Wo stehen wir uns selbst im Weg?
Der Gottesdienst zum Start dieser Aktion wird am 21. Februar im ZDF live übertragen. Reinschauen lohnt sich!
„Wort zum Sonntag“, von Jonathan Hahn, Pfarrer im Kirchgemeindebund Löbauer Region
veröffentlicht in der Sächsischen Zeitung vom 20./21. Februar 2021