2021-06-05 – Wenn es zum Davonlaufen ist…

Kennen Sie das auch? Zuhause haben alle schlechte Laune. Auf Arbeit sind die Problemkollegen besonders problematisch und die Geschäftsleitung lebt mit ihren Forderungen an Sie anscheinend in einer anderen Welt, dass man dann zum Durchatmen sich zurückzieht ist dann völlig normal und verständlich. Aber vor seinen Aufgaben zu fliehen, in dem man beschließt auszuwandern und möglichst viele Kilometer zwischen sich und seine Verantwortung bringen will, ist dann schon außergewöhnlich bis unmoralisch. Aber so macht es Jona. Eine Figur aus dem alten Testament der Bibel. Er bekommt den göttlichen Auftrag einer antiken Großstadt im Irak Vernichtung anzudrohen, denn ihre Lebensführung steht nicht mehr im Einklang mit der Weltordnung. Was Gott hier von Jona verlangt ist zugegeben wirklich zum Davonlaufen. Es ist, als würde man von uns verlangen die sozialen Missstände in Moskau oder Istanbul zu beseitigen. Wer einigermaßen klar denkt, würde Verständnis haben, wenn jemand vor dieser Aufgabe kapituliert. Jona legt nicht nur die Hände in den Schoß, sondern er flieht per Schiff in die entgegengesetzte Richtung. Aber weder löst er damit das Problem, noch kann er es vermeiden, dass ihn sein Auftrag einholt. Die bekannte Geschichte, die nun einsetzt, dass Jona über Bord geworfen, von einem Fisch verschluckt und am Ufer wieder ausgespuckt wird, ist eine der bekanntesten Geschichten der Bibel. Doch ist sie nur der Anfang der Geschichte. Widerwillig geht der Prophet ans Werk und stellt zu seinem Unmut fest, dass sein Auftrag Erfolg hat. Denn die Lebenseinstellung der bösen Menschen von Ninive verändert sich zum Guten.

Die Moral dieser Geschichte? Probleme werden niemals kleiner, wenn man sie verdrängt oder ignoriert. Aber wenn wir uns (wenn auch widerwillig) den Problemen unseres Alltags annehmen, dann haben wir zumindest die Chance Probleme in eine positive Richtung zu drehen. Wenn auch der Ausgang nicht der ist, den wir uns wünschen. Denn Gott ist im Zweifel eines Zweifels derjenige, der an das Gute in den Menschen glaubt und uns die Kraft dazu gibt. Kraft mit Gutem etwas gegen den Ärger und die Probleme in dieser Welt beizutragen.

  „Wort zum Sonntag“, von Richard Vogel, Gemeindepädagoge in Großschönau
veröffentlicht in der Sächsischen Zeitung vom 05./06.Juni 2021