2022-03-19 – Im Krieg ist Wahrheit das erste Opfer

Wer auch immer diesen Satz zum ersten Mal sagte, er hatte Recht. Täuschung, Desinformation und Lügen gehören zum Krieg. Dessen müssen wir uns bewusst sein.

Es bringt auch wenig, darüber zu klagen. Die Lügner wird es nicht vom Lügen abhalten und uns einfache Menschen reißt das Klagen in unserer Betroffenheit und Angst nur noch tiefer. Halten wir uns an die Fakten, die wir selbst einigermaßen prüfen können: Es ist Krieg. Es gibt viel Elend, dort in der Ukraine, aber auch in den Familien aller toten Soldaten. Ganz zu schweigen von der Not, die aus den wirtschaftlichen Folgen entsteht. Das ist die Wahrheit. Die Ursachen können wir nicht beheben, das sollen die versuchen, die geschworen haben, mit und ohne Gottes Hilfe ihren Ländern zu dienen.

Wir können mit den Möglichkeiten, die wir haben, helfen, das Leid der Menschen etwas zu lindern: Dort in der Ukraine, indem wir konkrete Hilfeleistungen praktisch oder finanziell unterstützen. Hier in Deutschland, indem wir denen helfen, die aus dem Krieg zu uns geflohen sind. Nicht zuletzt wollen wir Gott in den Ohren liegen, dass er die ehrlichen Bemühungen um Frieden und um Hilfe für die Opfer zum Erfolg führt.

Wohlgemerkt: Wir beten nicht um den Sieg für eine von beiden Seiten:

Wir beten für den Frieden, für ein Ende von Mord und Totschlag, für ein Ende der sinnlosen Zerstörung von Existenzen, nicht nur in der Ukraine. Wir beten für ein Ende der Lügen.  

Natürlich bin ich nicht blauäugig: Wir werden den Himmel auf Erden nicht erreichen. Das schaffen wir ja nicht mal in Friedenszeiten! (Wie viele junge Frauen wurden in den vergangenen Jahren auch aus der Ukraine nach Deutschland gelockt und hier zur Prostitution gezwungen?) Aber wir können vielleicht erreichen, dass Menschen auch mit unserer Hilfe das Schlimmste überstehen. Vielleicht kann unsere Hilfe sie ermutigen, die nächsten Schritte zu gehen und ihr Leben neu zu ordnen? Jeder Hoffnungsschimmer, den wir durch unsere Hilfe schenken können, ist wichtig und nicht vergeblich! Lassen wir uns nicht einreden, dass sich das Wenige nicht lohne! Wer will das bewerten? Viele von denen, die heute auf diese Hilfe angewiesen sind, hätten vor vier Wochen nicht geglaubt, dass ihnen das widerfahren würde…
Auch das ist die Wahrheit!

„Wort zum Sonntag“, von André Rausendorf, Pfarrer in der Kirchgemeinde Am Großen Stein Seifhennersdorf,
veröffentlicht in der Sächsischen Zeitung vom 19./20. März 2022