2022-07-30 – So seid ihr nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge

„So seid ihr nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen.“ (Epheserbrief 2, 19) lautet der biblische Spruch für die Woche ab morgen.
Übermorgen werden Menschen auch hier in der Oberlausitz wieder demonstrativ spazieren gehen. Sie geben dabei kaum zu erkennen, was sie bewegt.
Vielleicht, dachte ich, als ich den Wochenspruch las, ist es ja genau dies: Das Gefühl der Fremdheit, das Gefühl, nach über 30 Jahren Einheit immer noch nicht angekommen zu sein in dieser Republik, weiter irgendwie Bürger zweiter Klasse zu sein. Möglicherweise treibt sie auch die Sorge, dass das, was ihnen bislang Heimat war, so nicht bleibt in diesen turbulenten Zeiten. In jedem Fall ist Zugehörigkeit etwas Wichtiges.
Ein Zuhause zu haben ist wichtig. Dass Gott außer Juden auch Griechen und Römer und sogar die „barbarischen“, sprich: die wildfremden Germanen in seine Hausgemeinschaft aufnimmt, war eine überwältigende Entdeckung der ersten Christen: Alle gehören dazu!
Für uns heute könnte darin die Aufgabe stecken, einander hier in unserer Ecke der Welt Heimat zu bieten.
Dass wir anderen das Gefühl vermitteln dazuzugehören, nicht ausgeschlossen zu sein. Und das, auch wenn diese Anderen Überzeugungen vertreten, die mir fremd sind, eine andere Kultur, andere Familiensitten haben.
Jesus, so heißt es im Epheserbrief kurz vor dem Wochenspruch, hat den Zaun zwischen uns schon abgerissen.

Benigna Carstens