2022-10-16 – Wonach ich mich richte

Meine Armbanduhr und mein Wecker sind mir wichtig. Ich richte mich nach der Uhrzeit. Sie gibt meinem Leben einen klaren Rhythmus. Ohne die Uhr wäre ich verloren. Das gleich gilt für meinen Kalender. Ich richte mich nach den Terminen, die darin stehen.

Meine Familie, meine Partnerin ist mir wichtig. Das ist mein Rückzugsort. Hier spüre ich die Geborgenheit, die mir im rauen Alltag fehlt. In der Familie kann ich so sein, wie ich bin. Wir können gemeinsam etwas machen und Spaß haben. Das macht mich glücklich.

Mein Sport ist mir wichtig. Da habe ich körperlichen Ausgleich. Ich richte mich nach Ergebnissen bei Wettbewerben und nach dem Ergometer an den Geräten im Fitnessstudio. Ich möchte vorn mit dabei sein. Das gibt mir Selbstvertrauen.

Meine finanziellen Verhältnisse sind mir wichtig. Ich richte mich nach den Zinsen, Börsenkursen und dem Goldpreis. Verteilt auf ein paar sichere Anlagen, möchte ich Gewinn machen.

Versicherungen sind mir wichtig. Ich möchte vor allen Schäden geschützt sein. Am besten so, dass sie niemals eintreten. Mein Navi zeigt mir den Weg.

Ich – Mir – Mich – Meine. Wonach ich mich richte?

Alles, wonach ich mich richte, zeigt auf mich. Die Orientierung im Leben kommt aus mir selbst. Was für mich zählt, danach richte ich mich.

In einem Gespräch fragt ein Mensch Jesus: Wonach soll ich mich richten? Du musst es wissen, denn Du bist gut. Die Leute richten sich nach dir. Jesus hält mit der Antwort nicht hinter dem Berg: „Nur Gott ist gut.“ Er weist von sich weg. Ihm sind die Gebote Gottes wichtig. Er richtet sein Handeln an den 10 Geboten aus. Da sagt der Mensch zu ihm: „Das mache ich alles schon.“ Trotzdem ist er nicht zufrieden. Jesus schätzt ihn sehr. Der ist eine ehrliche Haut. Er hat Fragen und nimmt nicht alles als selbstverständlich hin. Er fragt nach dem Himmel. Wonach soll er sich wirklich richten?

Das wird ihm klar, als alles in Frage steht, was ihm so wichtig ist. Nicht bei ihm selbst liegt die Antwort: Alle Dinge sind möglich bei Gott (Mk 10,27).

„Wort zum Sonntag“, von Pfarrer Dr. Christian Mai, Kirchgemeinde Zittauer Gebirge-Olbersdorf, veröffentlicht in der Sächsischen Zeitung vom 15./16. Oktober 2022.