2023-06-03 – Wer zur Quelle gehen kann, gehe nicht zum Wassertopf!

Der Glaube ist für viele Menschen unserer Zeit entbehrlich – so meinen sie. Uns geht es doch gut, auch ohne Gott!  Was früher mit dem geheimnisvollen Wirken Gottes erklärt wurde, kann heute vielfach die Wissenschaft beschreiben. Man braucht Gott nicht mehr, um Wissenslücken auszufüllen. Erstaunliche Fortschritte in der Forschung, aber auch in der praktischen Anwendung neuer Erkenntnisse, machen vieles möglich, was in der Vergangenheit als Wunder bezeichnet worden wäre. Die medizinischen Fortschritte beispielsweise ermöglichen es den Ärzten, Menschen zu helfen, die früher an ihrer Krankheit gestorben wären. Und doch stößt die Fähigkeit, zu helfen und zu heilen, auch in unseren Tagen an Grenzen. Das müssen wir leidvoll erfahren und so mancher zweifelt auch deshalb an Gottes Existenz.
Kriege und das Böse in der Welt überhaupt sind weitere Gründe, an Gott zu zweifeln. Allerdings – genaugenommen ist das ehr ein Grund, an der Menschlichkeit von uns Menschen zu zweifeln. Wie können Menschen über ihre Schwestern und Brüder solch unermessliches Leid bringen? Wie können wir Menschen das zulassen?  
Ist der Glaube überholt? Wenn wir genau hinsehen, stellen wir fest:
An unserem Menschsein haben der Wohlstand und der technische Fortschritt nicht grundlegend etwas verändert: Wir werden geboren, leben unser Leben mit seinen Höhen und Tiefen und müssen sterben. Der Glaube bleibt aktuell. Die Frage nach unserem Woher und unserem Wohin kann uns keine Wissenschaft beantworten. Da befinden wir uns in derselben Situation wie unsere Vorfahren.
Wo komme ich her? Wo gehe ich hin?
Wie auch immer wir uns diese Fragen beantworten: Wir bleiben Glaubende.
Für den großen Universalgelehrten Leonardo da Vinci gab es, trotz seines überdurchschnittlichen Wissens, keinen Zweifel daran, dass Gott unser Vater ist.
Wir Menschen sind kein Produkt des Zufalls. Wir sind eine Idee Gottes, da Vinci drückte es so aus:

Kein einziger Mensch ist bloß ein verlorenes Teilchen im Weltall. Jeder einzelne Mensch ist von Gott, unserem Vater, geliebt und ihm mit Namen bekannt.

Gott ist die Quelle allen Lebens. Alle anderen Weltdeutungen, die vergangenen Ideologien und die aktuellen sind nur die Wassertöpfe, die abgestandenes Wasser bieten. Und weil dies so ist, war da Vinci klar: Wer zur Quelle gehen kann, gehe nicht zum Wassertopf! Diesem klugen Rat ist nichts hinzuzufügen. Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Sonntag!

„Wort zum Sonntag“, von Andre Rausendorf, Pfarrer in der Kirchgemeinde Am Großen Stein Seifhennersdorf , veröffentlicht in der Sächsischen Zeitung vom 3./4. Juni 2023.