2023-10-22 – Was Gott zusammengefügt hat, soll der Mensch nicht scheiden.“ Mk 10,9

Morgen feiern wir den Ehe- und Familiensonntag. Die traditionellen Bilder dabei sind Noah mit seiner Familie, die Arche auf einem ruhigen Meer nach der Sintflut, der Regenbogen, den Gott für einen Neubeginn in Zuversicht schenkte (1Mose 8,18-22; 9,12-17) , aber auch der Brief, den jeder Christ in seinem Glauben schreibt und durch seine einzigartige vielfältige Lebensgeschichte absendet (2Kor 3,3-6, Leben = einen Brief schreiben). Jeder kann seine private  Geschichte als Gläubiger von sich erzählen. Im Zentrum steht der Schöpfer (Mk 10; Mt 19) , der den Menschen als Mann und Frau geschaffen hat und der die Ehen und Familien segnet, danach natürlich die Kinder, die  Christus beschützend und fürsorglich annimmt und hochhebt.

Oben genannten Spruch hören wir bei Trauungen. Direkt ausgelegt wird er eher weniger. Es wird als Gesetz verstanden, aber auch mit einem Hauch eines Geheimnisses empfunden. Gott als Schöpfer hat von sich aus gewirkt und wirkt bis heute.
Über die Frage, wie, scheiden sich die Geister. Deshalb muss Jesus mit den Pharisäern auch darüber diskutieren. Gott schuf und schafft die Ehe und deshalb wird jedes Handeln gegen diese Absicht Gottes und gegen dieses göttliche Wirken  als Verstoß gesehen.
Die wahre von Gott zusammengefügte Ehe soll der Mensch nicht scheiden! Dabei lesen wir bei Matthäus, dass nicht jeder für eine Ehe geeignet ist. Es gibt in der Hinsicht Untüchtige – von Geburt an Unfähige, durch andere Mensch beschädigte, und auch die, die sich den Weg zur Ehe selbst versperrt haben – um des Himmelreichs willen! (Mt 19,12). Was das alles heißen mag, verrät uns die Lebenserfahrung. Wir haben leider nur diesen einen Vers dazu. Somit ist der ganze Spielraum gegeben. Und es soll auch weiterhin Geheimnis bleiben. Beides: um der Romantik willen, die leider oft verloren geht, und um der Gerechtigkeit willen, die heutzutage langsam schwammiger wirkt. 
Die Zukunft unserer Ehen und Familien stellen unsere Kinder und für Kinder geeignete Familien dar. Kinder können die Lebensbriefe der Erwachsener nur zum Teil mit Verständnis lesen und es ist in Ordnung so. Kleine Kinder wollen und können nicht lesen, was für Erwachsene geschrieben ist. Vor manchen Briefen wollen wir unsere Kinder schützen. Jede konkrete Ehe ist ein Geheimnis. Jede Familiengeschichte ist ein Geheimnis. Wichtig ist, dass die Hoffnung nicht auf der Strecke bleibt – Hoffnung für Leben, für die Familien mit Kindern. Danach wollen wir auch handeln und für die Zukunft unser Bestes tun.   

„Wort zum Sonntag“, von Adam Balcar, Pfarrer in der Kirchgemeinde Oderwitz-Mittelherwigsdorf und Krankenhausseelsorger, veröffentlicht in der Sächsischen Zeitung vom 21./22. Oktober 2023.