2023-12-10 – Verschieden und doch gleich

Krissi wollte nie so sein wie die anderen – verloren im Mainstream der Mode, der Musik und der Meinungen. Und gerade mit ihrem Selbstbewusstsein beeindruckte sie andere. Willi dagegen fühlte sich nie wohl, wenn die Aufmerksamkeit auf ihm lag. Doch wenn Streit in der Luft lag, war er da und beruhigte die Gemüter. Jette wiederum fiel oft auf, weil sie immer etwas zu meckern hatte und dabei meist genau das Problem traf. Alle drei waren sie auf ihre unterschiedliche Weise für das Zusammenleben der Gruppe wichtig.

Morgen, am 10. Dezember, vor 75 Jahren verkündete die Generalversammlung der Vereinten Nationen die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte. Dazu haben sich Kinder und Jugendliche in unserem Zirkussommercamp Gedanken gemacht. Für die abschließende Show haben sie dann einige Grundsätze formuliert:

Das Gleichgewicht – Wir sind alle von Geburt an frei und gleich. Wir haben alle die gleichen Rechte!
Satt sein – Wenn du Hunger hast, dann kannst du essen. Wenn du Durst hast, dann kannst du trinken!
Dazu gehören – Wenn du alleine nicht weiterkommst, dann gibt es immer Hände, die dich halten.
Frei seien – Wenn du dich gefangen fühlst, dann kannst du ausbrechen. 
Lieb haben – Wenn ihr euch gernhabt, dann könnt ihr zusammen sein.

Was so selbstverständlich und einfach klingt, ist im wahren Leben leider manchmal unmöglich. So darf Murat eigentlich nicht mit seiner Familie, die er gernhat, leben. Er wird gebraucht zur Verteidigung seiner Heimat. Sascha fühlte sich gefangen von genau dem gleichen Krieg. Er will und kann nicht schießen. Murat und Sascha leben nun beide in Deutschland. Der Russe und der Ukrainer hoffen auf das gleiche Recht auf Schutz und Asyl für Kriegsdienstverweigerer.

Wir Menschen sind alle von Geburt an gleich und frei. Diese Idee findet sich bereits in den Hoffnungstexten der Bibel. Es ist die verbindende Hoffnung auf eine grundsätzliche Veränderung hin zu einer friedlichen und gerechten Welt. Die Idee ist gut und wichtig für unser Zusammenleben, aber sie gilt eben auch allen, deren Rechte derzeit in Frage gestellt werden.

„Wort zum Sonntag“ von Michael Eichhorn, Bezirkskatechet im Kirchenbezirk  Löbau-Zittau, veröffentlicht in der Sächsischen Zeitung vom 9./10. Dezember 2023.