2024-04-14 – Manchmal kommt alles anders

Der Plan steht schon früh fest. Ich werde den Beruf meines Vaters lernen. Er ist in seinem Beruf erfolgreich, also will ich das auch alles so machen. Dann nach der Schule ist es so weit. Die Ausbildung bzw. das Studium beginnt. Und nach wenigen Monaten stelle ich fest: Es ist doch nicht das, was ich machen will. Mein Leben habe ich mir eigentlich ganz anders vorgestellt. Aber geht es nach mir oder müsste ich doch den Wünschen meines Vaters gerecht werden?
In mir tobt ein Streit. Ich mache mir Listen mit Pro- und Kontraseite, spreche mit Kollegen und Kolleginnen. Doch so richtig hilft es mir nicht, denn ich muss eine Entscheidung treffen. Eine Entscheidung mit der ich umgehen muss und mit der ich leben muss. Trotz allem hin und her in mir, fasse ich einen Entschluss. Denn Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit. (2. Brief des Timotheus 1,7) Ich breche alles ab. Ich will meinen Traum verwirklichen und nicht den Traum der anderen. Es ist mein Leben, also meine Entscheidung. Natürlich fürchte ich mich. Ich möchte die anderen nicht enttäuschen. Aber ich muss mir auch selbst treu sein. Also finde ich die Kraft, um reinen Tisch zu machen. Abbruch und Neuanfang. Alles auf neu. Ab jetzt gehe ich einen anderen Weg. Einen Weg in Liebe zu mir selbst und zu den anderen. Ich habe mich aufrichtig dafür entschieden und bin mit mir selbst im Reinen. Und so habe ich auch den anderen mittgeteilt, wofür mein Herz wirklich schlägt. Ich muss nicht mehr so tun, sondern ich gehe meinen Weg, wie und wohin ich möchte.

Das kann immer passieren: Neuanfänge finden nicht nur am Anfang statt – auch mittendrin im Leben. Dann den Schritt ins Unbekannte zu gehen, ist mitunter noch schwerer.
Wenn ich aber glaube: egal, wohin ich gehe, einer – Gott – ist immer schon da, dann gehe ich mutiger los, bin zuversichtlicher auf dem Weg und wage den neuen Anfang: Denn Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit. (2. Brief des Timotheus 1,7).

In diesem Sinne grüße ich Sie!

„Wort zum Sonntag“, von Christin Jäger, Pfarrerin in der Kirchgemeinde Großschönau, veröffentlicht in der Sächsischen Zeitung vom 13./14. April 2024.