2024-05-19 – Friedenstüchtig  

Regelmäßig werden die Worte, Unworte und Jugendworte des Jahres gekürt. Im Blick auf Letztere setzten sich in den vergangen drei Jahren: goofy, smash und cringe durch. – Offenbar bin ich weniger jugendlich als ich mir selbst noch zugestanden hätte, denn für alle drei Begriffe musste ich das Internet bemühen. Hier erfahre ich, dass das erste einen tolpatschigen Menschen meint, das zweite soviel heißen mag wie: „etwas mit jemandem anfangen“ (ach du liebe Zeit!) und dass man mit dem dritten das Gefühl des Fremdschämens ausdrücken kann. Es braucht also Übersetzungshilfen nicht nur zwischen verschiedenen Sprachen, sondern auch zwischen Landsleuten! Erklären Sie mal einem Bayern, was: budzsch, Därre oder schooflich ist, also Begriffe, die zuletzt Sächsische Wörter des Jahres waren (auf eine Übersetzung verzichte ich hier aus naheliegenden Gründen).

Nun stehen wir bei Kirchens dem Kuddelmuddel der Wörter in nichts nach. Irgendwann wird es sicher eine Handy-App geben, wo der gelegentliche Gottesdienstbesucher nach einer Übertragung unbekannter Begriffe suchen kann, also zum Beispiel für: Erquickung, Grämen, Hoffart und Frohlocken (mit Letzterem ist übrigens keine Frisur gemeint).

Jetzt zu Pfingsten feiern wir, dass es so etwas wie eine göttliche Übersetzungs- und Verständnishilfe gibt. Am allerersten Pfingsttag vermochten die Jünger durch Gottes Geist plötzlich in verschiedenen Sprachen zu reden. Dadurch konnten sie den Menschen aus unterschiedlichen Nationen in ihrer jeweiligen Muttersprache „von den großen Taten Gottes“ erzählen (Apostelgeschichte 2). Und darum geht es zu Pfingsten, dass Gott uns durch seinen Geist bis heute hilft, Barrieren zu überwinden und das Festgefahrene zu verwandeln. Denn hier bringt uns nicht allein der gute Wille weiter, sondern da brauchen wir Gottes Geist. Er führt uns den Schritt von der Furcht zum Mut, von der Brandmauer an den gemeinsamen Tisch und vom Zweifel zum Glauben. Das sagt auch der Vers, der über dem Pfingstfest steht: „Es soll nicht durch Heer oder Kraft geschehen, sondern durch meinen Geist, spricht der Herr Zebaoth.“ (Sacharja 4,6b) Bevor also die derzeit vielzitierte Kriegstüchtigkeit zum Unwort des Jahres wird, bitten wir Gott, dass er uns durch seinen Geist und im Sinne Jesu friedenstüchtig mache!  

„Wort zum Sonntag“, von Gerd Krumbiegel, Pfarrer in der Kirchgemeinde Großschönau veröffentlicht in der Sächsischen Zeitung vom 18./19.Mai 2024.