2021-04-04 – „Manchmal feiern wir mitten am Tag ein Fest der Auferstehung.“

Sonntag vor einer Woche. Wir sind mit den Rädern an der Elbe unterwegs.  Zwischen Meißen und Riesa hat eine Besenwirtschaft einen Stand aufgebaut. Wir schauen uns kurz an und unsere Blicke sagen: “Pause!” Wenig später sitzen wir außerhalb an der Steinmauer und lassen die Sonne auf uns scheinen. Zwei Gläser Wein und ein Kräutermuffin sind das Sahnehäubchen. Wir machen ein Foto und schicken es per Whatsapp mit den Worten: “Uns geht’s gut!” – “Eigentlich nichts Besonderes”, werden Sie vielleicht sagen. – Ja, aber gerade das ist das Besondere oder Wunderbare, dass sich Dinge plötzlich ereignen, ohne dass ich sie plane.
Unerwartetes erleben auch die drei Frauen am Grab in der Ostergeschichte (Matthäus 28). Eigentlich wollen sie Jesus die letzte Ehre erweisen. Ihre Blicke und Gedanken sind nach unten gerichtet. Dann ist alles plötzlich anders. Das Grab ist leer und der Engel sagt: “Jesus lebt, er ist auferstanden!” Und plötzlich kehrt die Freude zurück, anfangs noch zaghaft, dann aber mit vollem Jubel. Jesus lebt! Der Tod ist bezwungen! Worte, die in unseren Tagen noch einmal anders wirken. Über ein Jahr sind wir vom Sterben umgeben, werden uns täglich die Zahlen präsentiert. Und es ist gar nicht so einfach, sich davon freizumachen. Manchmal wünsche ich mich in jene Zeit zurück, wo es das World Wide Web noch nicht gab und Nachrichten Zeit brauchten und ihre Begrenzung hatten. Und ich spüre in mir, wie wichtig es ist, inmitten der vielen Dunkelheiten, die sich in diesen Tagen zeigen, Orte zu kennen, wo ich Kraft tanken und aufatmen kann. Wo nicht Hass und Unsicherheit gesät werden, sondern Frieden und Hoffnung zu Hause sind. Sich einander den Ostergruß zuzurufen:  “Der Herr ist auferstanden! – Er ist wahrhaftig auferstanden!”, das geht problemlos, auch mit Maske und 2 Meter Abstand. Ebenso, sich mit den Augen einander zulächeln und ein Osterlicht anzünden, und …

Es gibt so viele kleine Momente, wo wir einander Gutes tun können und wo sich auf kleine Weise die Auferstehung mitten im Alltag ereignen kann. Für uns selbst und andere. Sie zu erspüren und festzuhalten, dafür braucht es den Blickwechsel aus der Enge meiner Ängste und Begrenztheit in die Weite des Lebens.
Die Botschaft des Engels zu den Frauen damals kann auch mir heute Ermutigung und Hoffnung sein: “Jesus ist nicht im Grab. Seht, wo er gelegen hat, und dann geht eilends weg vom Grab und sucht den Auferstandenen im Leben!“ Das Leben feiern, inmitten aller Bedrohung, die uns umgibt, dazu lädt Gott uns ein.  An diesem Osterfest und an jedem Tag unseres Lebens.

Wort zum Sonntag“ von Peter Pertzsch, Krankenhausseelsorger im Fachkrankenhaus Großschweidnitz
veröffentlicht in der Sächsischen Zeitung vom 03./04. April 2021.