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Impuls zum Tag – 02./03. Mai 2020


2. Mai 2020

Mein Mann und ich waren Pfarrer in Radebeul. Dort gibt es Weinberge, ein Weinfest, eine Weinkönigin und im Pfarrhaus einen alten Weinkeller. Und natürlich haben wir im ersten Jahr drei Weinstöcke im Pfarrgarten gepflanzt. Wir haben gegossen, gehegt und uns gefreut, dass die Pflänzchen sich offensichtlich wohl fühlten und immer größer wuchsen. Schnell zeigten sich die ersten Trauben. Sicher, daraus konnten wir noch keinen Wein machen. Aber wir jubilierten dennoch – und wir hielten uns für wirklich gute Weingärtner.
Dann kam das Hochwasser.
Dann die Trockenheit.
Und in der Gemeinde wurden die Aufgaben immer vielfältiger und die Zeit immer knapper.
Auch für die Pflege der Weinstöcke blieb wenig Raum. Und auch das zeigte sich dann schnell: vertrocknete Blätter, verschrumpelte Früchte.
Keine guten Weingärtner waren wir für unsere drei Weinstöcke – anders als in der Gemeinde (zum Glück).
Dranbleiben, das haben wir gesehen, ist wichtig. Pflanzen ohne Gießen, ohne Verschneiden, ohne Aufbinden, ohne Ernten, ohne Verarbeiten ist nicht zielführend. Für andere Fruchtsorten und andere Tätigkeiten gilt das ebenso.

 Christus spricht:
Bleibt in mir und ich in euch. Wie die Rebe keine Frucht bringen kann aus sich selbst, wenn sie nicht am Weinstock bleibt, so auch ihr nicht, wenn ihr nicht an mir bleibt. Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben.

Dranbleiben, das gilt auch für den Glauben. Wir sind auch in dieser Hinsicht Weingärtner, arbeiten im Weinberg des Herrn und tun das mit Freude. Manchmal. Nicht immer. Denn es ist schöne, aber auch harte Arbeit. Wir können sehen, dass manche Früchte gedeihen. Zurzeit sind das neue Formen von Kommunikation, das zunehmende Interesse am Gottesdienst und am Gebet, das Zusammenbleiben-Wollen. Und wir erleben dabei, dass unser Tun wichtig ist und zu Ergebnissen führt.

Wir erleben aber auch, dass unser Wollen und Können an Grenzen stoßen. Das Johannesevangelium vergleicht uns deshalb mit Reben, die an Christus dranbleiben. Damit wird eigenes Tun relativiert. Eine Rebe kann nur empfangen – vom Weinstock. Dieser ist Christus. Der Weingärtner hingegen ist Gott. Er hegt und pflegt und sorgt dafür, dass wir leben.

Unser Tun wird damit nicht überflüssig. Es wird jedoch eingeordnet in Gottes und Christi Wirken.

Antje Pech