Impuls zum Tag – 03. April 2020

Jauchzet, frohlocket! Auf, preiset die Tage,
rühmet, was heute der Höchste getan!
Lasset das Zagen, verbannet die Klage,
stimmet voll Jauchzen und Fröhlichkeit an! 

So heißt es in der 1. Kantate des Weihnachtsoratoriums von Johann Sebastian Bach.
Lange wurde diese Kantate am 25. Dezember gesungen und musiziert.
Davor der Heilige Abend zu Hause in der Familie, das gemeinsame Essen, die Geschenke.
In der Frühe, noch im Dunkeln, der Gang zur Kirche in die Mette.
Und dann am Vormittag: Jauchzet, frohlocket! – Mit dem ersten Wort schon ist die Gemeinde mittendrin im Weihnachtswunder im Stall von Bethlehem. Jauchzet – und das mit Ausrufungszeichen!

Hurra rufen, jubeln, jucheh schreien, Freudenschreie ausstoßen.
Das meint jauchzen!
Und am 1. Weihnachtstag ist das auch selbstverständlich. Denn: Der Retter der Welt ist da. Jesus, der Christus, ist geboren.

Heute – zwei Tage vor Palmarum spricht der Losungstext auch vom Jauchzen.
Wohl dem Volk, das jauchzen kann! So sagt es der Beter in Psalm 89.
Und wir sehen – mit Blick auf den kommenden Sonntag – die Menschenmenge an den Wegesrändern vor den Toren Jerusalems stehen. Sie jubeln Jesus auf dem Esel zu, sie jauchzen und rufen Hosianna. Kleider liegen auf dem Weg. Palmenzweige schwingen durch die Luft.
Auch am Palmsonntag ist das Jauchzen für die Menschen selbstverständlich. Jesus, der Messias für Arme und Reiche gleichermaßen, kommt in die Stadt. Die Freude ist riesig. Die eigenen Sorgen sind vergessen.

Wohl dem Volk, das jauchzen kann!
Teruwah – das hebräische Wort meint tatsächlich die jauchzende Huldigung für den König. Für Gott also. Im Evangelischen Gesangbuch heißt es in einem Lied „Wunderbarer König, Herrscher von uns allen, lass dir unser Lob gefallen.“  Und das bitte mit hohem Geräuschpegel. An Lärm ist gedacht beim hebräischen Wort für jauchzen.
Und ich merke, dass ich bisher eher selten gejauchzt, laut jucheh gerufen oder gar Freudenschreie ausgestoßen habe, wenn ich von Gott weitererzähle. Warum eigentlich nicht? Frohe Botschaft weitersagen und jauchzen – das ist doch naheliegend. Und ich ahne: auf ein gemäßigtes Temperament schieben, trifft es wohl nicht auf den Punkt.

Deshalb kann ich heute etwas lernen. Der Psalmbeter macht Lust darauf, auch in aller Öffentlichkeit mutig Emotionen zu zeigen. Und er macht das Jauchzen vor, indem er Gott dankt für die Schöpfung, für die Bewahrung in der Not, für Gerechtigkeit – und das auch laut hörbar für alle besingt.
Lust auf laute Gefühlsäußerungen also. Zum Glück spricht der Psalmbeter hier von vielen, nicht nur von einem Menschen. Das entlastet.

Wohl dem Volk, das jauchzen kann!
Können wir das?
Ja!
Ich kann. Wir können. Nämlich Gott mit lauter Stimme und aus vollem Herzen loben und laut jauchzen und danken:

  • für ein gutes Leben mit vielen Annehmlichkeiten
  • für Bildung und Kultur
  • für Demokratie in unserem Land und das Festhalten an christlichen Werten
  • für Barmherzigkeit im Miteinander
  • für Frieden

Und auch, wenn in diesen Tagen unser Leben ein wenig anders verläuft, als wir es gewohnt sind und wir über die Zustände klagen – wir haben wirklich Grund zum Jauchzen.
Weil wir trotz einiger leerer Regale reich beschenkt sind.
Weil Gott bei uns ist.
Weil Gott sorgt, damit es uns an Leib und Seele gut geht.

Und deshalb heute ein Jauchzen – mit Ausrufungszeichen bitte!
Jauchzet, frohlocket! Auf, preiset die Tage,
rühmet, was heute der Höchste getan!
Lasset das Zagen, verbannet die Klage,
stimmet voll Jauchzen und Fröhlichkeit an! 

Antje Pech